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impressum
Auf dieser Website gibt`s jede Menge Text-Information sowie ironische Statements von den "Schöngeistern" der MIXAGE.
Berichte über die 70er Jahre mit vielen detaillierten Infos, den großen Retro-Boom im Bereich der Mode, die angesagten und weniger angesagten Autos der "Siebziger", die Kultmarken des "schrillsten" Jahrzehnts (von Afri, über Bifi, Coca-Cola zu Pril und 8x4), die Geschichte um die TV-Serien und Movies, die "Music" der 70th, u.s.w.!
Dann gibt es erstmals im Web eine Geschichte des Mixage-Founders (hier nur die Kurzfassung) unter der Überschrift "Backstage" – meine eigene Reise, ... ein paar nachdenkliche Zeilen des Künstlers Josef Roll zum Weltgeschehen, ... einen Bericht über Dieter "eyewear" Funk, ... einen über Markus "ambient" Guentner, ... und nicht zu vergessen, die altbewährte und immer begehrte "zynische Seite 3" der MIXAGE (jeweils aus den April-Ausgaben 2003, 2002, 2001), ... sowie Infos zu Ereignissen in "Balla Italia" und einen Szene-Führer für die Freunde der langen Nächte, auf der Partyinsel Ibiza.

Das 70er Special !!!
Die erste Phase der "70er" versuchte zu vollenden, was die 60er Jahre an kühnen Projekten erdacht hatte. Neue Technologien erfassten nahezu alle Lebensbereiche und verstärkten den Glauben an die Zukunft. In der zweiten Phase wurde Zuflucht im Bekannten gesucht; von den großen Träumen war nicht viel geblieben. So schlug ab 1974 der Pendel in die andere Richtung aus: Retro und Nostalgie!
Zum ersten Mal nach dem Krieg gab es einen Retro-Look.
Mode, Film und Pop entdeckten die 20er und 50er Jahre. Die Geburtsstunde des Rock’n Roll wurde wieder interessant und zeigte sich um 1976 / 77 in Punk und New Wave.
Die 70er befanden sich in einer Entscheidungskrise zwischen sozialutopischen Hoffnungen und Umweltkrisen, zwischen Machbarkeitsträumen und Endzeitberechnung.
Kunst
Die Kunst der 70er Jahre war zu großen Teilen eine Weiterführung früherer Stile. So zum Beispiel von Pop-Art, Op-Art, Happenings und Minimal Art.
Aber auch neue Stilrichtungen tauchten auf: Der Fotorealismus war Ende der 60er Jahre in New York entstanden und erreichte seinen Höhepunkt in den Siebzigern. Bekannte Vertreter sind Ralph Goings, Duane Hanson und Gerhard Richter. Der Fotorealismus äußerte sich sowohl in der Malerei wie auch in der Plastik.
Ebenfalls neu war die spontane Malerei, die sich von den realistischen Tendenzen und dem Abstrakten nicht beeindrucken ließ. Sie zeichnete sich durch eine expressive Farb- und Formensprache aus und entsprang einer emotionalen Spontaneität. Vertreter der spontanen Malerei sind Maria Lassnig, Max Weiler und Hubert Schmalix.
In Deutschland tauchten in den 70er Jahren die ´Neuen Wildenª auf. Sie malten unbefangen und ohne tiefgreifende geistige Konzepte. Der Name entstand in Anlehnung an den ´Fauvismusª. Vorbereitet wurde diese Entwicklung bereits von Georg Baselitz, der die jungen Maler beeinflusste.
Was man auf keinen Fall vergessen sollte, sind die Seh-Moden-Macher, die Guck-Revolutionäre, die modernen Porträtisten und Überhöher des Schönen, die Körper-Modisten, die neue Frauen- und Männerbilder schufen. Es geht um Fotografen, denn sie operierten mit Details und Dessous, dass es schon in den 70ern eine wahre Freude war! Sie waren der Untergang der Schriftsteller und Autoren, der schreibenden Journalisten und Berichterstatter, denn sie lieferten die Schokolade, von der die Magazinleser als erstes schleckten, ehe sie sich dann bequemten, den Text zu lesen.
Fotografen dominierten und verführten, inspirierten und echauffierten, begeisterten und bewiesen uns allen, dass man nicht an ihnen vorbei kommt.
Dank und Respekt verdienen die Schöpfer des Schönen aus den 70er- und frühen 80er-Jahren, wie Bruce Weber, Herb Ritts, Robert Mapplethorpe, Daffyd Jones, Lance Staedler, Thomas Höpker (STERN-Fotograf), Olivero Toscani (Benetton, VOGUE), Flavio Bonetti, Michael Roberts, Annie Leibovitz, Helmut Newton, Alice Springs (Frau von Helmut Newton), Max Vadukul, Dieter Eikelpoth (VOGUE), Mary Ellen Mark, James Nachtwey, Arthur Elgort.
Auch im neuen Jahrtausend gibt es weltweit wieder Print-Titel, die den Stil der 70er Jahre aufleben lassen, wie das italienische Blatt "Il Giaguaro" von Alessandro Casella oder das deutsche Retro-Magazin "Mixage" von Manfred Segerer.
Architektur
Neben dem Centre Pompidou in Paris finden sich auch Beispiele in Österreich, bei denen die technischen Einrichtungen zu gestalterischen Elementen wurden. Im Eingangsfoyer des Landesstudio Steiermark (Österreichischer Rundfunk) gestaltete Gustav Peichl dicke Abzugrohre aus poliertem Aluminium zu Säulen.
Auch die Filiale der Zentralsparkasse von Günther Domenig wirkt sehr technisch, da die Leitungen offen gelegt sind.
Deutschlands 70er-Jahr-Stadt heißt München, dank der Olypmia-Anlage und der BMW-Hauptverwaltung.
Ein absolutes Favorite-Building in München war das Schwabylon. Ein "funkiges" Pop-Architektur-Objekt in Form eines Maya-Tempels mit der Farbgebung einer "Nimm2"-Tüte, das jeden Pop-Philosophen erfreute. Es wurde oftmals als architektonischer Unfall bezeichnet, für das sich in den 70er Jahren in München nur wenig lebens bejahende Mieter finden ließen (es wurde nach kurzer Blüte wieder abgerissen). Die Politiker der Stadt München bezeichneten das Schwabylon als "bauliche Beleidigung des Stadtbildes"!
Im Schwabylon befanden sich Wohnungen, ein Einkaufszentrum, eine Diskothek und viele andere interessante Einrichtungen.
Noch futuristischer waren andere (unausgeführte) Projekte: Japanische Architekten und der Meeresforscher Jacques Cousteau planten Städte im Meer.
Der Italo-Amerikaner Paolo Soleri träumte gar von einer Stadt in der Wüste.
Buckminster Fuller hatte über eine Glaskuppel für Manhattan nachgedacht, die den Smog fernhalten und ein günstiges Klima schaffen sollte.
Thomas Shannon reichte auch das nicht: er entwarf Luft-Inseln, die in der Atmosphäre schweben sollten. Darauf hätten sich die Menschen zur Erholung zurückziehen können. Mehr dazu unter www.retro76.de
Autos
Bereits in den 70ern zeigten die Stilstudien der italienischen Karosserie-Bauer vom Rang eines Pininfarina, Bertone, Ghia oder Giugiaro, dass das Auto der Zukunft nicht mehr viel mit dem der damaligen Gegenwart gemeinsam hatte.
Hinzu kommt, dass der Verkehr mit etwa 20 Millionen zugelassenen Fahrzeugen in der Bundesrepublik einfach traumhaft war; man definiere den Begriff "Stau" in den 70er Jahren!
In der Fachpresse wurde bereits 1978 behauptet, dass stilistische Revolutionen nicht mehr zu erwarten seien.
"Das Auto der absehbaren Zukunft wird schlichter, formal überzeugender und somit funktionell richtiger sein", schrieb der Autor Eberhard Seifert in "Neues Wissen".
Er hat folgerichtig erkannt, dass stilistische Extravaganzen, wie einst die berüchtigten Heckflossen oder mit Chrom verzierte Frontpartien nicht mehr gefragt sind.
Man war sich in Fachkreisen auch darüber bewusst, dass das Auto von morgen weniger Benzin braucht, leiser ist, weniger Schadstoffe in die Luft bläst, und somit umweltfreundlicher sein wird.
Der italienische Design-Papst Pininfarina präsentierte 1975 bereits eine aerodynamische Studie des Ferrari Cr24 mit der Zielsetzung des niedrigen Luftwiderstands im Längs- und Querprofil, des minimalen Auftriebs und der optimalen Innenraum-Belüftung.
Der Cr24, der nie in Serie gebaut wurde, hatte Luftbremsklappen und eine Kunststoff geschützte Karosserie.
In der Fachpresse "Auto-Motor-Sport" war schon 1976 von Turbo-Diesel-Motoren und Airbags die Rede. Opel baute 1977 einen Diesel mit 190 PS, der 250 km/h schnell war (zu jener Zeit war das ein Porsche-Killer)!
Zu jener Zeit waren unsere Autos weder mit Sicherheitsgurten, noch mit Kopfstützen ausgerüstet. In einem Bericht mit dem Titel "Auto der Zukunft" von 1977 stand ein Bericht über den noch unbekannten Airbag:
"Der air-bag oder Luftsack ist eigentlich ein Abfallprodukt der Raumfahrt. Seit Jahren wird der Einbau in Autos diskutiert, um die Zahl der schweren und tödlichen Verletzungen wesentlich herabzusetzen. Um das Für und Wider richtig zu verstehen, muss man wissen, dass der Luftsack im Falle einer Kollision über einen feinfühligen Sensor innerhalb von 30 bis 50 Milli-(Tausendstel) Sekunden aus der Lenkradnabe bzw. dem Armaturenbrett ausgestoßen wird und sich mit einem ungefährlichen Gas, meist Stickstoff, füllt." Man bedenke, dass diese Textzeilen immerhin 25 Jahre zurück liegen.
1973 hat Porsche als zukunftorientiertes Forschungsprojekt ein so genanntes Langzeitauto präsentiert. Klartext: Bei 30% Mehrpreis und einer geschätzten Lebensdauer von 20 Jahren, bzw. 300.000 km Fahrleistung rechneten die Zuffenhausener mit einer Energie-Einsparung von 30% und einer Rohstoff-Ersparnis von 65%.
Im Strukturmodell von Porsche wurde deutlich sichtbar, dass die Karosserie aus Aluminium bestand. In den Aufbau war ein Überrollbügel eingearbeitet und der Flankenschutz in den Türen war ebenso zu erkennen. Träger und Hohlräume des Aufbaues sollten zwecks erhöhter Energieaufnahme mit Kunststoff ausgeschäumt werden (zugleich Korrosionsschutz).
Ford präsentierte zur selben Zeit einen Prototyp eines City-Cars. Das umweltfreundliche Elektroauto wurde immer wieder heiß diskutiert, aber die Batterien waren zu schwer und speicherten zu wenig Energie.
Nun zu den Fahrzeugen, die zu jener Zeit tatsächlich die Straßen pflasterten:
Alfa Romeo (Mailand, Italien)
hatte in den 70ern die schönsten Designs in Europa zu bieten. Ob Alfasud, Alfasud Sprint, Giulia Nuova, Montreal, Zagato oder Alfetta GTV - die Autos waren sportlich, elegant und form vollendet. Leider war das Image nicht hervorragend, denn der Alfasud mit seinem drehfreudigen Boxer-Motor war gleichermaßen als Rostlaube bekannt.
Audi (damals noch aus Neckarsulm, Deutschland)
war mit dem kleinen Audi 50 (eigentlich ein VW Polo) sehr erfolgreich, aber auch der Audi 80 und der Audi 100 waren angesagte Familien-Kutschen.
Autobianchi (Turin, Italien)
hatte Mitte der 70er mit dem kleinen A112 großen Erfolg. Das Auto war formschön und vor allem die getunte Abbarth-Version war ein begehrter Flitzer für Menschen mit Geschmack!
BMW (München, Deutschland)
war zu Beginn des Jahrzehnts noch mit der 02-Serie erfolgreich. Der 1502 war ein müder Knochen, aber dafür wurde der 2002ti zum brandgefährlichen Spielzeug für Erwachsene.
Mitte der 70er wurde der 3er BMW zum Nachfolger der 02-Serie. Die 5er und 7er waren sportliche Limousinen, und das 6er Coupe (der 630CS brachte es mit seinen 6-Zylindern auf immerhin 215 km/h) wurde zum sportlichen Flaggschiff der Münchner.
Das schönste Modell jener Zeit war der M1, der einem leider nur selten auf den Straßen begegnete. Zuerst wollte die Rennsemmel kein Mensch haben ... und Ende der 80er wurden die wenigen Modelle zu atemberaubenden Preisen gehandelt.
Citroen (Paris, Frankreich)
hatte den 2CV im Sortiment. Mit 23 (2CV 4), 28 bzw. 29 PS (2CV 6) war "die Ente" wirklich ein absolut sparsames, und nie aus dem Trend geratenes Fahrzeug auf vier Rädern. Die unzähligen deutschen Spießer haben sich immer über das Studenten-Auto mit Pistolen-Schaltung aufgeregt, aber wer einmal mit dem Zwei-Zylinder gefahren ist, war in der Regel begeistert (ähnlich wie heute bei Smart und Mini).
Einen gewaltigen Image-Zuwachs erhielt die "Ente" durch die TV-Serie Der Bastian mit Holger Jansen (in der Hauptrolle).
Die Modelle Dyane, LN, GS und CX waren weniger aufregend, obwohl der GS Pallas wirklich ein Verkaufserfolg wurde. Formschön war auch der Ami 8 (ein 2-Zylinder-Motor mit 602 Kubik); er sah aus wie die Autoscooter jener Epoche!
De Tomaso (Modena, Italien)
baute wunderschöne Automobile.
Ob Pantera oder Longchamp - der lange Zeit in Pesaro lebende "De Tomaso" war ein absoluter Favorite-Designer. Jede einzelne Linie und jedes noch so kleine Detail des Meisters waren formvollendet. De Tomaso zählte neben Pininfarina und Bertone zu den besten Designern Italiens.
Ferrari (Maranello, Italien)
kennt jeder und findet fast jeder Auto-Liebhaber schön!
Wer es nicht tut, dem ist vermutlich etwas entgangen, denn es gibt vor allem aus den 70er Jahren einige traumhaft schöne Modelle.
Das gilt nicht für den Dino 308 GT4, aber auf jeden Fall für den 512 BB, für den legendären Daytona und auch für den 365 GT4. Die 12-Zylinder hatten damals einen unvergleichbaren Biss!
Fiat (Turin, Italien)
war vor allem mit den Kleinwagen erfolgreich. Es gab den 126er, den 127er, das Modell 131, 132 und natürlich den sportlichen X1/9, mit abnehmbaren Dach. Das Favorite-Modell der Szene wurde der 124 Pininfarina-Spider.
Ford (Köln, Deutschland)
baute in erster Linie kommerzielle und funktionelle Fahrzeuge. Ob Fiesta, Escort, Taunus, Granada oder Consul ... es waren praktische und zuverlässige Teile. Der Ford Escort war noch in der zweiten Hälfte der 70er Jahre mit Blattfedern ausgestattet — das ist kein Scherz!
Elegant und sportlich zugleich waren die Ford Capri — Modelle; die Capri 1 —Serie aus der ersten Dekade der 70er ist inzwischen fast unbezahlbar geworden!
Im Zeitalter des 70er Jahre Revivals sind sowohl Granada, wie auch Consul extrem angesagt. Von beiden Modell-Varianten sind die Sportsäufer-Versionen (die durstigen 6-Zylinder) mittlerweile Kult!
Innocenti (Milano, Italien)
hatten nur den Mini 90 und das Modell Mini De Tomaso im Programm. Beides sind nette Kleinwagen, die mir auch heute noch gefallen. Die De Tomaso-Version brachte es auf 160 km/h ... ganz schön flott, für das Fliegengewicht!
Lamborghini (Bologna, Italien)
ist in den 70ern durch den Countach bekannt geworden. Der 12-Zylinder mit seinen knapp 4.000 Kubik brachte es auf 315 km/h (der Porsche-Turbo lag damals bei läppischen 250 km/h) und entpuppte sich als Straßen-Rakete.
Leider blieben die Modelle Espada und Murena fast immer im Hintergrund, obwohl sie ebenso schön waren wie der Countach!
Lancia (Turin, Italien)
hatte mit dem Beta Spider 2000 und dem Montecarlo zwei schöne Coupes am Start, wobei der Absatzmarkt in Deutschland nicht so riesig war. Im Rally-Sport war der Stratos erfolgreich. Auch Rally-Weltmeister Walter Röhrl erlangte mit dem Stratos-Coupe einige Siege.
Maserati (Modena, Italien)
begeisterte mit dem 8-Zylinder des Kyalami die Freunde des schönen Designs. Der Kyalami lief 240 km/h und zählte zu den elegantesten Sport-Coupes jener Zeit. Die 6-Zylinder Rennsemmel Merak war aber sportlicher und deshalb auch beliebter. Der Merak ist inzwischen ein begehrtes Sammler-Objekt.
Mazda (Hiroshima, Japan)
war damals noch nicht besonders erfolgreich in Deutschland. Es ist für Liebhaber von schönen Autos und spritzigen Motoren wirklich nicht einfach, zu japanischen Gefährten eine Beziehung aufzubauen. Detail verliebte Menschen haben es nicht immer leicht!
Mercedes-Benz (Stuttgart, Deutschland)
hatte mit der Baureihe W124 (200-300E) in der zweiten Dekade der 70er riesengroße Verkaufserfolge. Die Diesel hatten 1976 eine Lieferzeit von etwa drei Jahren! Der "nagelnde" Diesel war auf allen Straßen zu hören - ein zuverlässiges Fahrzeug!
Die S-Klasse (W116) hatte Stil und zählte zu den elegantesten Limousinen aus deutscher Produktion. Der 8-Zylinder 450 SEL 6,9 erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Wunderschön war natürlich auch das Coupe, z.B. der 350 SL mit Stoffdach oder Hardtop. Der 70er-Jahre Traum aus dem Hause Mercedes wurde der C111 mit Flügeltüren. Die bb-Studie (bb stand für Buchmann-Buchmann in Frankfurt) hatte 375 PS und erreichte eine beachtliche Höchstgeschwindigkeit von 319 km/h.
Monteverdi (Basel, Schweiz)
hatte einige Edel-Gefährte im Stall. Allem voran die Limousine 375/4, ein traumhaft schnurrender 8-Zylinder! Auf unseren Straßen blieb der Monteverdi dennoch eine Seltenheit. Bekanntheit erreichte das Auto durch den Spielfilm "Car Napping".
Nissan (Tokyo, Japan)
ist ebenfalls eine Marke, die robuste und zuverlässige Fahrzeuge produzierte. Über das Design eines Nissan Datsun 120 Y kann man streiten — aber das Unternehmen hatte schon damals Erfolg in Deutschland und dementsprechend wohl funktionstüchtige Fahrzeuge.
NSU (Neckarsulm, Deutschland)
brachte mit dem Wankelmotor-Geschoss Ro 80 eines der schönsten Designs deutscher Geschichte auf die Straßen. Das Design war schon damals einzigartig und auch heute ist der Ro 80 noch ein wunderschöner Wagen. Es gibt einige Oldtimer, die nennt man heute tatsächlich Youngtimer, weil sie so exzellent in die aktuelle Retro-Zeit passen, als hätten sie die Designer Pininfarina und Konsorten erst gestern auf dem Reißbrett entworfen.
Zu diesen Schmuckstücken zählt übrigens auch der NSU Prinz TT; ein sportlicher Wagen der Extraklasse, der nach seinem Debüt im Jahre 1967 zu einem Top-Seller der Neckarsulmer wurde. Bis zum Produktionsende 1972 liefen allein von diesem 1200er mit 65 PS über 50.000 Exemplare vom Band. Noch heute sieht man bei einigen Rennsport-Veranstaltungen den Hecktriebler incl. Spiess-Tuning auf den vorderen Ranglisten, denn dieses Geschoß ist wendig, leicht und bis heute nahezu unschlagbar!
Opel (Rüsselsheim, Deutschland)
baute zuverlässige Fahrzeuge für das Volk! Die Modelle Kadett, Rekord, Ascona und Manta waren allgegenwärtig und ziemlich erfolgreich. Die Hochburgen für getunte Opels kamen erst in den 80er Jahren zum Vorschein (die befanden sich in Bergheim sowie in und um Regensburg. Es gab wirklich keinen Tuning-Fauxpas, den man nicht zwischen Schwandorf, Kelheim und Viechtach vorfinden konnte).
Augenblicklich angesagt sind die alten Opel Rekord. Wunderschön sind die Modelle Kapitän und der Diplomat. Dass die restlichen Modelle irgendwann mal angesagt sind im urbanen Retro-Dschungel, ist durchaus möglich!
Peugot (Paris, Frankreich)
brachte mit dem 104 ZL Coupe einen schnuckeligen Kleinwagen auf die Straße; mit dem 504 eine Limousine und mit dem 604 eine exklusive Familienkutsche. Die Wagen waren zuverlässig und erfüllten den Zweck, sich von A nach B zu bewegen. Ob es eine andere Philosophie gab, kann ich nicht beurteilen.
Porsche (Zuffenhausen, Deutschland)
baute schon immer das edelste Gefährt aus deutschem Lande: Den 911er !!!
Egal ob als geschlossenes Coupe, als Targa oder als Turbo-Version; der 911 war schon damals "der Porsche".
Das Fake-Modell 924 mit 4-Zylinder Audi-Motor war auch ganz witzig, aber ein Porsche war das nie! Interessant vom Design war das Modell 928 — vermutlich das erste Serienfahrzeug ohne sichtbare Stoßfänger!
Renault (Paris, Frankreich)
erreichte gute Verkaufszahlen mit dem R4, dem R5 und auch mit dem R14. Der R16 war so ziemlich das erste Fließheck; er kam 1968 auf den Markt (wurde bis Ende der 70er gebaut). Das war der Vorreiter des VW Golf. Renaults waren allesamt sparsam und praktisch. Auch wenn man sie nicht besonders schön fand, konnte man echt nichts dagegen halten, denn die Franzosen hatten nie aufdringliche Autos, über die man sich ärgern musste.
Saab (Schweden)
das waren diese bulligen Schweden-Autos. Der Saab 99 war eines dieser Gefährte, über die man nur wusste, dass sie sicher sind (falls es mal kracht). Vermutlich hatten alle Saab-Fahrer in den 70ern einen grauen Vollbart und sahen aus wie Physik-Lehrer oder Meeres-Forscher.
Skoda (Ceskoslovensko)
war Weltmeister im Luft verpesten. Das glaubt heute kein Mensch mehr, aber die Teile haben gestunken wie die Pest. Ob Skoda 110 R oder 120 L - beide Wagen waren sehr eigenartig vom Design. Diese Gefährte waren als Teilnehmer bei jeder Rallye zu sehen! Man konnte sie noch riechen, als sie schon zehn Minuten außer Sichtweite waren. Keine Ahnung, warum die nicht im Guiness-Buch der Rekorde stehen.
Toyota (Nippon)
war auch eine der Marken, von der man wusste, dass sie zuverlässige Fahrzeuge bauen. Der Corolla 1200 hatte ein sehr eigenartiges Design ("Nichts ist unmöglich", ein absolut treffender Slogan, den damals leider noch niemand kannte). Der Celica GT war optisch auf jeden Fall akzeptabel.
Land Cruiser
waren damals die einzigen Geländewagen in Deutschland! Vielleicht war die Marke deshalb auch interessant, weil man nur selten so einem Gefährt begegnet ist zu jener Zeit.
Volkswagen (Wolfsburg, Deutschland)
war die Historie, die mit dem Käfer begann und in den 70ern mit Polo und Golf fortgeführt wurde. Es gab den K70, den Passat, den Derby und den Scirocco, aber der Golf war ab Mitte der 70er Jahre der Renner bei VW.
Der Golf ist seit der ersten Serie ein gelungenes Auto für Menschen aller Klassen. Der Verkaufspreis lag 1976 noch bei etwa 7.500 Mark ... und kein deutsches Fahrzeug hat bis heute eine vergleichbare Wertstabilität am Gebrauchtwagen-Markt erreicht wie das Fließheck aus Wolfsburg.
Der Golf hat seit 1976 das beste Image, das man sich als Automobilbauer wünschen kann und ist seit dieser ersten Serie ein Fahrzeug mit einem extrem zeitgemäßen Design.
Volvo (Göteborg, Schweden)
hat fast immer fette Schlitten gebaut. Der 66 GL war das kleine Geschoß, aber der 244 DL und auch der 264 GL waren diese Elefanten-Autos! Man sprach irgendwann mal vom sichersten Auto der Welt — und das kann man sich gut vorstellen. Volvo-Fahrer waren früher fast immer diese Formel-Wisser (sie waren männlich, hatten einen grauen Vollbart, haben ausgesehen wie Professoren der Bereiche Chemie-, Physik- oder Mathematik. Sie hatten den "Spiegel" im Abo (seit ihrer Studentenzeit) und wussten all das, was man nicht wirklich wissen muss! Mehr dazu unter www.retro76.de
Airlines
Bevor wir mit den Airlines beginnen, wollen wir ein paar Daten der 70er Jahre Luftfahrt festhalten: 1972 fand der Jungfernflug des Airbus A 300 statt. 1976 nahm die Concorde Liniendienst auf.
Das Überschallflugzeug Concorde, das mit 2.200 km/h um den Erdball rast, ist ein 100-Sitzer, der pro Flugstunde 25 Tonnen Kerosin verbraucht. Das ist viermal soviel wie ein Airbus mit 265 Sitzen. Ein Flug über den Atlantik mit der Concorde kostet bereits in den 70ern dreimal soviel wie mit dem Jumbo. Die Concorde ist zu teuer, macht dabei aber eine extrem gute Figur. Neben British Airways hat auch Air France ein paar Concorde gekauft. In Deutschland darf das Edelteil aus verschiedenen Gründen weder starten noch landen!
Natürlich gab es die Lufthansa und es gab auch Condor (damals waren die 737 von Condor noch nicht lackiert, sondern ganz edel "silber". Das war wesentlich kostengünstiger für die Airline, denn die Teile waren einfach unlackiert; einen Jet zu lackieren kostet ein kleines Vermögen).
Eine deutsche Airline aus Frankfurt am Main war besonders erfolgreich: die Germanair!
Die Germainair war 1975 mit einer Flug-Sitzplatzkapazität von 950 Plätzen die größte privatwirtschaftliche Fluggesellschaft in der Bundesrepublik. Seit 1964 flogen die Maschinen für namhafte Reiseveranstalter in den Süden. Die Flotte umfasste zu guten Zeiten 9 Jets; Vier Maschinen des Typs Super BAC 1-11/500, vier Fokker F 28 und ein Airbus A 300. Das Unternehmen beschäftigte 48 Kapitäne, 50 Co-Piloten und 130 Flugbegleiter.
Eine Mannschaft äußerst qualifizierter Techniker sorgte in einer eigenen Wartungshalle in Frankfurt für die Sicherheit der geilen Flieger mit den orangefarbenen Sitzen.
Germanair ist seit Anfang der 80er Jahre nicht mehr auf dem Markt, aber beschäftigte 1976 noch 470 Angestellte. Mehr dazu unter www.retro76.de
Musik
Die siebziger Jahre begannen tragisch. Kurz hintereinander starben Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morisson und die Beatles trennten sich!
Der Disco-Sound fegte durch die Gassen. Abba gewannen mit "Waterloo" den Grand Prix der Eurovision. Die Youngster tanzten zu Penny McLeans "Lady Bump" und einige wollten schon damals mit Jürgen Drews ins "Bett im Kornfeld".
Julio Iglesias war nicht der Freund von Szene-Gängern, die Schlaghosen und hohe Plateau-Sohlen trugen.
Elvis Presley starb am 16. August 1977. Innerhalb einer Woche kamen seine Songs zurück an der Spitze der amerikanischen Hitlisten.
Trotz allem war das Jahrzehnt der Supergruppen angebrochen; zehntausende von Fans strömten zu ihren Live-Konzerten. Der typische Disco-Sound hatte 120 BPM (Beats Per Minute) ... also problemlos zu kombinieren mit der heutigen House-Music.
Der erfolgreichste Soundtrack aller Zeiten entstand ebenfalls in den 70ern; es war "Saturday Night Fever" zum Film mit John Travolta und Olivia Newton-John. Über 50 Millionen Exemplare davon wurden weltweit bis heute verkauft.
Wichtige Namen: Abba, Aerosmith, Alexandra, Louis Amstrong, Bachman Turner Overdrive, Baker Selection, Russ Ballard, Barclay James Harvest, Count Basie, Shirley Bassey, Bay City Rollers, The Beach Boys, The Beatles, Bee Gees, Bellamy Brothers, Chuck Berry, Ritchie Blackmore, Black Sabbath, Barry Blue, Boney M., David Bowie, Brick, James Brown, Donald Byrd, The Carpenters, David Cassidy, Cher, Chicago, Chi-Lites, Eric Clapton, Jimmy Cliff, Climax Blues Band, Joe Cocker, Lyn Collins, Commodores, Alice Cooper, Creedence Clearwater Revival, Crosby Stills Nash & Young, Crusaders, Miles Davis, Spencer Davis Group, Sammy Davis Junior, Deep Purple, Dr. Feelgood, Fats Domino, Doobie Brothers, The Doors, Carl Douglas, Drifters, Bob Dylan, Eagles, Earth Wind And Fire, Electric Light Orchestra, Duke Ellington, Emerson Lake & Palmer, Davis Essex, Everly Brothers, Fancy, Frank Farian, Bryan Ferry, Ella Fitzgerald, Fleetwood Mac, Four Tops, Peter Frampton, Aretha Franklin, Art Garfunkel, Gloria Gaynor, Genesis, Garry Glitter Band, Greateful Dead, Al Green, Bill Haley, Albert Hammond, Herbie Hancock, Harpo, Isaac Hayes, Jimi Hendrix, Billie Holiday, The Hollies, Hot Chocolate, Les Humphries Singers, Isley Brothers, Jackson Five, Millie Jackson, Al Jarreau, Jethro Tull, J. Geils Band, Billy Joel, Elton John, Quincy Jones, Tom Jones, Janis Joplin, Journey, Kansas, K.C. and The Sunshine Band, John Kincade, B.B. King, Gladys Knight & The Pips, Kool And The Gang, Kraftwerk, Su Kramer, Kris Kristofferson, Labelle, James Last, Led Zeppelin, John Lennon, Jerry Lee Lewis, Little Richard, Maggie Mae, Manhattan Transfer, Manfred Mann`s Earthband, Peggy March, Bob Marley, Curtis Mayfield, George McCrae, Penny McLean, The Meters, Sonny Jones, Backyard Heavies, Eddie Bo, Betty Harris, Clemon Smith, Skip Easterling, Willie West, Roger & The Gypsies, Allen Toussaint, Robert Parker, Middle of the Road, Bette Midler, Steve Miller Band, Manfred Morgan, Mungo Jerry, Nazareth, Randy Newman, Olivia Newton-John, Ohio Players, The O`Jays, Mike Oldfield, The Osmonds, Gilbert O`Sullivan, Passport, Billy Paul, Pink Floyd, Mel Sanders, The Pointer Sisters, Elvis Presley, Billy Preston, Pussycat, Suzi Quatro, Queen, The Rattles, Otis Redding (1967 bei Flugzeugabsturz gestorben; Erfolge kamen in den 70ern), Smokie, Smokey Robinson, Sailor, Santana, Leo Sayer, Scorpions, Ricky Shayne, Showaddywaddy, Silver Convention, Carly Simon, Simon & Garfunkel, Slade, Percy Sledge, Dusty Springfield, Bruce Springsteen, Alvin Stardust, Edwin Starr, Status Quo, Steely Dan, Steppenwolf, Cat Stevens, Rod Stewart, Stylistics, Donna Summer, Supermax, Supertramp, Supremes, The Sweet, Temptations, Ten CC, Thin Lizzy, Peter Tosh, Ufo, Uriah Heep, Wallenstein, Grover Washington jr, Waterloo & Robinson, Barry White, The Who, Wishbone Ash, Bill Withers, Bobby Womack, Stevie Wonder, Yes, Neil Young, Frank Zappa. Und es gab natürlich noch unzählige weitere Künstler und Formationen, aber die englisch singende Zunft war in Deutschland überall zu hören! Mehr dazu unter www.retro76.de
Mode
In den Siebzigern wurde die Mode lässiger, unkomplizierter und origineller.
Die Freiheiten der sechziger Jahre brachen nun vollends auf. Nichts war zu kurz, zu knapp, zu bunt oder zu stark gemustert. Alles wurde übertrieben: Revers, Manschetten, Ärmel, Aufschläge, Krawatten, Kragen und Blumenmuster waren total angesagt!
Speziell in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre bekam die Mode viele Gesichter: Verwandlungen und Verkleidungen wie ´China-, Piraten-, Russinnen-Lookª kamen auf.
Mitte der siebziger Jahre konnte dann die Öko-Bewegung nicht mehr länger ignoriert werden. Die Modezeitschriften lieferten Anleitungen zum Selbermachen (liebe Grüsse an Anne Burda) von Patch-Work, Batik und Stricken.
Typische Bekleidung der Alternativen: Gesundheitssandalen, Latzhosen oder Overalls, Hemden aus natürlichen Materialien und selbst gestrickte Pullover. Ein ganz anderer Stil hingegen war die Disco-Kleidung, in die Jugendliche zu mitternächtlicher Stunde schlüpften. Die Disco-Ära ist immer noch genial. Weniger schön war der starke Ausschlag für die Kleidung der Punks; das war in etwa 1977!
Die Modeschöpfer brachten originelle Modelle, Ideen und Anregungen. Aber die Käufer bestimmten, was Mode wird.
Zu Beginn des Jahrzehnts hielten die Frauen an der Mini-Länge fest, obwohl die Haute Couture immer wieder wadenlang als neue Länge propagierte.
Ist das nicht genial? Die Menschen haben sich nichts diktieren lassen und hatten eine eigene Meinung und einen eigenen "guten Geschmack!"
Nostalgie-Welle
Auf die Mode früherer Zeiten zurückzublicken, galt als äußert schick. Die ersten Anhänger der Nostalgie-Welle kauften ihre Kleider und Accessoires in Trödelläden. Die Modeindustrie lieferte Imitationen aus vergangenen Jahrzehnten. Zu dieser Zeit kleideten sich Teenager wie Dreißigjährige.
Romantik-Look
Die Nostalgie-Welle brachte nicht nur Verruchtes und Vampartiges, sondern auch verspielt Romantisches. Wadenlange Kleider aus weißem Leinen, Baumwollkrepp und knöchellange Röcke mit üppigen Volants. Die jungen Frauen gaben sich verhüllt in Rüschenblusen mit Stehkragen, aber auch freizügig in Trägeroberteilen, die wie Mieder aus Ur Großmutters Zeiten gearbeitet waren.
Der Folklore-Look der Haute Couture brachte nicht den erwarteten sensationellen Erfolg in der Massenmode. Trotzdem blieb dieser Stil bis 1980 aktuell. Der Markt wurde überschwemmt mit mexikanischen Ponschos, peruanischen Mützen und Handschuhen, bestickten Bauernblusen und bunten, lang befransten Bauerntüchern.
Punk
Der Punk-Stil (vom englischen: mies, hässlich) entstand in Londons Hinterhöfen. Ursprünglich war dies ein Protest-Stil der Punks gegen die Bekleidungsindustrie und die Mode-Medien.
Obwohl der Punk-Stil bereits 1977 erstmals durch die Presse ging, verbreitete er sich nicht sofort. Die kurze Stachel-Frisur, grellbunt gefärbte Haare, Sicherheitsnadeln in Wange und Ohr, Hundeketten und schwarze Nappalederkluft mit zerschlissenem T-Shirt darunter lösten in der Bevölkerung einen zu großen Schock aus. Es dauerte bis Anfang der achtziger Jahre, als viele, auch nicht dieser Kultur angehörende Jugendliche, sich als Punks anzogen.
Der Look wurde in den achtziger Jahren von Modeschöpfern zum Military-Look, Löcher- und Fetzen-Look gemacht.
Feministisch
Junge und zunehmend auch ältere Frauen im Umfeld der Frauenbewegung kleideten sich in Cordhosen, Jeans oder relativ weiten, ´indischenª Stoffen. Im Sommer trugen sie T-Shirts und Blusen, im Winter Pullover, dazu Clogs, Halbschuhe oder Boots.
Die Frauenbewegung entwickelte eine eigene Modesprache, die sich vor allem in der Farbe lila, hennarotem Haar und Latzhosen äußerte.
Kleider und Röcke spielten kaum eine Rolle: der sonst oft getragene Minirock schien seine Trägerinnen zu Sexualobjekten zu machen; ebenso die Hot-Pants.
Die Vermischung männlicher und weiblicher Kleidungsstücke war eine andere Facette der Aufnahme der Emanzipationsbewegung. Die Hosenanzüge und Kostüme hatten vor allem bequem zu sein. Ebenso der Büstenhalter, der mit folgendem Werbespruch verkauft wurde: ´drückt nicht, zwickt nichtª. Ein Jahrzehnt zuvor hatte er noch gelautet: ´So gefallen Sie Ihrem Mannª.
Gegen Ende der siebziger Jahre entstand dann eine Art Managerinnen-Look: gestylte Frauen mit breiten Schultern, im Kostüm statt im Hosenanzug. Sie wurden sogar für nicht berufstätige Frauen zur modischen Orientierung, um Stärke auszudrücken oder sich diese wenigstens vorstellen zu können.
Disco
Gegen Ende des Jahrzehnts etablierte sich für die Disco eine unkonventionelle bis extrovertierte Mode. Die weibliche Jugend trug als Oberteil Bodysuit, Trägerhemdchen mit Spitzeneinsatz oder Paillettenbestickung. Dazu gehörte ein hoch geschlitzter, hautenger Rock, Satinstretchhose, Boxershorts oder enge Röhrenjeans und flache Ballerinas oder Stiefeletten. Fluoreszierende Stoffe oder glänzende Materialien mit Metalleffektgarnen, Steinchen oder Pailletten verziert, wurden bevorzugt. Die Disco-Mode war "schick und schrill".
Schuhe
Der Schuh rückte ins modische Blickfeld. Neben den — eher bodenständig-praktischen — Clarks und Clogs galten in den siebziger Jahren vor allem Plateauschuhe als der letzte Schrei. Alle angesagten Pop- und Rocksänger, von ABBA bis Elton John trugen Schuhe mit super hohen Absätzen. Das Original-Modell wurde von der britischen Designerin Barbara Hulanicki für eine Londoner Boutique entworfen. Obwohl die Ärzte immer wieder vor Rückgratschäden warnten, waren Plateauschuhe sowohl bei Frauen als auch bei Männern überaus beliebt.
Es gab auch Schuhe mit Keilabsätzen, besonders Leinenschuhe mit Flechtwerk waren im Sommer angesagt.
Mit Stiefeln, nicht nur im Winter, sondern auch im Frühling und Herbst, waren die Frauen und Männer jedes Jahr gut beraten. Neben hochhackigen City-Stiefeln gab es winterfeste Tundra-Stiefel mit warmer Lammfellfütterung. Ideal für den Winter waren auch die Moonboots. Teenager trugen eine Art Westernstiefel mit Steppnähten zu Jeans.
Bademode
Die Bademode befreite sich endgültig von jedem Zuviel an Textilien. Mit den Mini-Bikinis war man beim Feigenblatt, beziehungsweise beim Lendenschurz angelangt. Die Büstenhalter hatten keine Einlagen oder Verstärkungen mehr und die Höschen wurden seitlich nur mit einer dünnen Schnur zusammengehalten.
Für nahtlose Bräune garantierten die 1972 aufgekommenen "Piz Buin"-Suntex-Bikinis. Sie bestanden aus sonnendurchlässigem Stoff und ließen in nassem Zustand auch unliebsame Blicke durch.
Wen selbst das Wenige an Textilien störte, der konnte bereits in den mondänen Badeorten, wie etwa an der Côte d’ Azur, das Oberteil ablegen und sich ´oben ohneª sonnen.
Jeans
Jeans zählten jedes Jahr zur Grundausstattung. Und weil sie alle trugen, verlor die Jeans an Symbolgehalt. Die Jeansträger waren nun individuelle Personen. Sie hatten kein gemeinsames Ziel mehr wie in den Sechzigern, wo es um einen Protest der Jugendlichen ging.
Jeans hatten keine nationalen, altersmäßigen oder sozialen Grenzen und wurden von Frauen und Männern getragen.
Blue Denim wurde zum Material für jeden Zweck. Bikinis, Shorts, Bermudas, Overalls, Röcke, Jacken und Mäntel wurden daraus hergestellt und auch Möbel oder Wände damit überzogen.
Jeans unterliegen aber auch dem modischen Wandel. In den siebziger Jahren wechselte sich die hellblaue, bestickte Jeans mit der dunkelblauen ab. Die Beine der Blue Jeans wurden hochgekrempelt und dazu kindliche Ringelsöckchen getragen (einfach grauenhaft!).
Später wurde der Schlag größer und verdeckte schließlich den ganzen Fuß. Nur Becken und Hüfte blieben in jedem Fall eng.
1976 kam die Röhrenjeans auf, die vor allem den Po betonte.
Erst die Nostalgie-Welle und der Punk der späten Siebziger führen die Jeans zum ursprünglichen Schnitt und zum Mythos der Rebellen zurück.
Hosen
Ungeachtet von Modestilen und Rocklängen stellten Hosen eine für jede Gelegenheit passende Kleidung dar. Niemand hätte mehr daran gedacht, an ihnen Anstoß zu nehmen. Als Anfang des Jahrzehnts der Kampf um die Kleidlänge entbrannte, griffen viele Frauen zur Hose. Von Hotpants und mini-kurzen Glockenhosen bis zu Knickerbockern aus Strick- und Wollstoffen reichte die Skala der Formen. Nicht zu vergessen: Die zeitlosen Hosen im Herrenstil, die auf der Hüfte saßen. Overalls aus grobem Leinen oder Jeansstoff und Latzhosen fanden Anklang. Schlosser- und Monteuranzüge waren Mode geworden.
Am typischsten für die siebziger Jahre ist wohl die unter den Namen Schlag-, Glocken-, Twist- oder Trompetenhose bekannte Hose: tief sitzend, bis zu den Knien eng und zu den Füssen hin stark verbreitert und bevorzugt mit knallengen Pullovern getragen.
Die Jeansausführung der Glockenhose sah man besonders häufig bei Happenings und Demos. Allen Modellen war, unabhängig vom verwendeten Stoff, gemein, dass man die unter der Glocke stehenden Plateauschuhe nur erahnen konnte.
Hotpants
1972, als man in punkto Kleidlänge unentschlossen war, sah man neben Mini-Kleidern auch für den Alltag Shorts.
Hotpants - die ´heißen Höschenª - wurden der große Modeschlager für die Jugend.
Hotpants waren nicht nur eine Ferienmode; mutige Teenager trugen sie aus Strickstoff sogar in der kühleren Jahreszeit. Es gab auch Hotpants für den Abend aus Samt, Lurex oder Brokatstoff.
Halblange Röcke wurden oft mit hohem Schlitz versehen, so dass beim Gehen das Bein sichtbar blieb und die Hotpants darunter hervorschauten.
Röcke
Dreimal (das erste Mal bereits 1969) versuchten Modedesigner, eine wadenlange Kleid- und Mantelmode einzuführen. Aber zweimal konnte sich der Mini durchsetzen.
Die Mini-Mode wurde als jugendlich und praktisch angesehen. Frauen wollten nicht wie ihre Großmütter aussehen. Dennoch hatte es im Winter 1970 / 71 den Anschein, als sei die Mini-Länge vorbei. Doch im darauf folgenden Sommer kehrten die Frauen wieder zum Mini zurück und dies auch noch 1973. Erst die Nostalgie-Welle machte endgültig Midi zur allgemeinen Rocklänge.
Ein Kompromiss zwischen kurz und lang waren Röcke im Schlitz-Look, die ein voller Erfolg wurden. Die midi-langen Röcke waren vorne offen und wurden teilweise von der Taille weg nur halb zugeknöpft. So blieb beim Gehen das Knie sichtbar. Mehr dazu unter www.retro76.de
Kultmarken
Retro-Symbole all over! Harley Davidson, Lucky Strike, Coca-Cola und Levi`s zählen laut einer Umfrage (unter mehr als 1.300 representativ ausgewählten Haushalten des Emnid-Instituts in Deutschland) zu den angesagtesten Kult-Marken der USA.
91 Prozent der Befragten erkennen auf Anhieb eine Coca-Cola-Flasche am Aussehen sowie am Logo (ist ja auch kein Wunder, dass sich Wodka-Säufer nicht mehr an die Form der Flasche erinnern).
Der weiße, verschnörkelte Schriftzug auf rotem Grund gilt nicht umsonst als der bekannteste Markenname der Welt (die "Business-Week" beziffert den Wert der Marke mit 69,6 Milliarden Dollar).
Die Eigenschaften, die eine Marke zum Kult machen sind Charakteristika wie "unverwechselbar", "originelle Werbung", "Lebensgefühl" und "Produkt-Design".
Typisch bei Kultmarken ist vor allem die Beständigkeit und Dauerhaftigkeit in unserer beschleunigten Warenwelt. Es gibt eben zum Glück noch Marken, die so gut wie nie den kurzfristigen Modeschwankungen unterliegen. Es sind Marken, die eine eigene, unverwechselbare Geschichte haben; sie zeigen oft auch eine gewisse Gruppen-Zugehörigkeit und grenzen ab vom Gewöhnlichen und Langweiligen!
Es liegt auf der Hand, dass auch die Deutschen gezielt zu Traditions-Marken wie Nivea, Milka, Nutella, Bifi, Pril, Pfanni, Magie, Brand-Zwieback, Afri-Cola, Klosterfrau Melissengeist oder Hohes C greifen.
Das Lebensgefühl, das eine echte Marke transportiert, kann eine Supermarkt-Hausmarke sicherlich nicht ersetzen. Und einige Kunden werden auch künftig gerne bereit sein, etwas mehr zu berappen, wenn sie dafür die "Aprilfrische", das "Kuschelweich", oder das "Wohlfühlaroma" bekommen.
Die wenigsten Konsumenten wissen übrigens, dass unsere inzwischen wieder geliebte "Afri-Cola" eine deutsche Marke ist. Diese koffeinhaltige Brause wurde 1931 vom Kölner Limo- und Likörfabrikanten Karl Flach auf den Markt gebracht und war nach dem Krieg das meistgetrunkene koffeinhaltige Gesöff.
Im Jahr 1968 war eine ganze Generation im "Afri-Cola"-Rausch!
Junge Menschen, die sich von den USA wegen des Vietnamkriegs distanzierten, entdeckten sie als einzige erfrischende Alternative zur Coca-Cola. In dieser Zeit, der so genannten three letter words (Apo, Pop und Sex) traf die "Afri"-Kampagne exakt den Lebensnerv der Szene-Gänger.
Das Retro-Revival ist enorm. In der Automobilindustrie wird der Trend ebenso deutlich: Volkswagen hat den Käfer zum "New Beetle" recycelt, BMW brachte den neuen "Mini" (für mich die schönste Retro-Verwandlung), Chrysler den Plastik-Bomber "PT Cruiser" und Ford lässt in den USA den FT 40 wieder auferstehen (ein schönes Gefährt; die Nachfrage ist enorm - aber leider auch der Preis). Mehr dazu unter www.retro76.de
Rundfunk / Fernsehen
TV:
Fernsehen bestand zu jener Zeit aus drei, bis maximal fünf öffentlich-rechtlichen Programmen (hinzugerechnet waren hier schon ORF1 und ORF2, die man in Süddeutschland teilweise empfangen konnte). Die 1954 auf Sendung gegangene ARD musste das Monopol übrigens erst 1963 mit dem ZDF teilen.
Es gab die "Tagesschau" (seit 1952), es gab "Das Wort zum Sonntag" (seit 1954), es gab "Panorama" (seit 1957) und die "Sportschau" (seit 1961).
Der absoluter Renner waren die Serien "Tarzan" (mit Ron Ely, damals noch s/w), "Daktari", "Bonanza", "Flipper", "Pan Tau", "Lassie", "Pippi Langstrumpf", "Der rosarote Panther", "Raumschiff Enterprise", "Wickie", "Die Sendung mit der Maus", "Morc vom Orck", "Barbapapas", "Der große Preis", "Am laufenden Band", "Was bin ich?", "Dalli-Dalli", "Spiel ohne Grenzen", "Montagsmaler", "Die Straßen von San Francisco", "Der Kommissar", "Kung Fu", "Der Alte", "Derrick", "Musikladen", "Rockpalast", "Disco" (jeden Samstag Abend) und noch vereinzelt ein paar andere Serien, bzw. Shows.
Die Fernseh-Gesichter zählten fast zur Familie in den 70ern, denn sie begleiteten uns über viele Jahre (heute kennt man noch Gottschalk und den Jauch - das war`s dann aber auch).
Es gab Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff, Hans Rosenthal, Rudi Carrell, Siegfried Lowitz, Horst Tappert, Wim Toelke, Ilia Richter und Manfred Sexauer.
Das Interesse der Bevölkerung konnte man damals durchaus noch wecken! Die Menschen waren neugierig und hatten Freude in den Augen. Als 1970 der Streifen "Flucht in die Sahara" mit Joachim Fuchsberger und Götz George ausgestrahlt wurde, saßen 12,9 Millionen Zuschauer gespannt zuhause vor dem Bildschirm.
Kino:
Eine ganze Reihe von Filmen aus den 70er-Jahren behandelte die aktuellen Geschehnisse. So war der Vietnamkrieg häufig Thema (z.B. bei ´Die durch die Hölle gehenª und ´Apocalypse Nowª).
Hollywood wurde von jungen Regisseuren erobert. Sie drehten eine Handvoll Filme, die enorme Summen einspielten.
Die Oscar-Verleihung erlitt einen Dämpfer, als George C. Scott 1970 eine Auszeichnung für ´Patton — Panzer nach vornª ablehnte.
Zudem schickte Marlon Brando 1973 eine Indianerin zur Preisverleihung — um seinen Oscar in ´Der Pateª entgegenzunehmen. Diese überbrachte die Nachricht, dass Brando die Filmindustrie verurteile, ´weil sie den Indianer degradiert und aus seiner Rolle eine Farce macht…ª.
Neben Hollywoods Großproduktionen nahmen auch Europas Filmemacher ihre Chancen wahr. Der ´Junge Deutsche Filmª der 60er Jahre hatte sich zum ´Neuen Deutschen Filmª gewandelt. Trotzdem konnte der Zuschauerschwund nicht gebremst werden und der deutsche Film wurde durch ein Gesetz finanziell unterstützt.
In dieser Zeit entstanden auch Produktionen wie die Schulmädchen- und Hausfrauen-Reports, die Grüsse aus der Lederhose und ähnliche.
Der Italiener Luchino Visconti, der 1976 starb, nahm mit seinem Alterswerk ´Tod in Venedigª Abschied vom Kino.
Mit ´Die 120 Tage von Sodomª löste Pier Paolo Pasolini (1975 ermordet) einen Riesenskandal aus.
Kultfilme dieser Zeit:
Mad Max (1978), The Rocky Horror Picture Show (1974), Harold und Maude (1971), Blues Brothers (1979).
Katastrophenfilme dieser Zeit:
Erdbeben (1974), Airport (1980), Flammendes Inferno (1974), Höllenfahrt der Poseidon (1972).
Skandalfilme dieser Zeit:
Die 120 Tage von Sodom (1975), Im Reich der Sinne (1976), Der letzte Tango in Paris (1972).
Boxerfilme dieser Zeit:
Der Champ (1979), Wie ein wilder Stier (1979), Rocky I (1976), Rocky II (1978).
Science-Fiction dieser Zeit:
Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977), Krieg der Sterne (1977), Star Trek — der Film (1979).
Musikfilme dieser Zeit:
New York, New York (1977).
Komödien dieser Zeit:
Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh (1972), Extrablatt (1974),
Iss’ was, Doc? (1972).
Horrorfilme dieser Zeit:
Der Exorzist (1973), Shining (1979), Der weiße Hai (1974), Halloween — Die Nacht des Grauens (1978).
Antikriegsfilme dieser Zeit:
Apocalypse Now (1979), Die durch die Hölle gehen (1978), Coming Home — Sie kehren heim (1978).
Serien:
Im Fernsehen liefen geniale Serien in den 70ern, die ich noch immer genial finde. Ob Paulchen Panther, Biene Maja, Wickie, Barbapapa, Pippi Langstrumpf, Morc vom Orck oder Raumschiff Enterprise ... es war ein Traum, zu jener Zeit ein Kind zu sein!
Biene Maja
Seit ihrem ersten Fernsehauftritt 1976 ist Biene Maja allgegenwärtig. Sie entwickelte sich zu einem Exportschlager. Die Fernsehserie mit ihren insgesamt 104 Folgen war und ist ein absoluter Hit bei den Kindern. 1977, also ein Jahr nach dem Start der TV-Serie, folgte ein Kinofilm.
Biene Maja ist natürlich keine gewöhnliche Biene. Bevor die immer fröhliche und aufgeweckte Maja ihre ersten Flügelschläge macht, stellt sie schon allerhand kluge Fragen und interessiert sich zur großen Verblüffung ihrer Lehrerin Kassandra für ihre Umwelt. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem faulen Willi, erlebt sie unzählige lustige und gefährliche Abenteuer. Neben Willi steht ihr auch immer Flip, der Heuschreck zur Seite und rettet die beiden aus manch brenzliger Situation.
Wie groß die Liebe zum schwarz-gelben Summer ist, zeigte sich bereits bei der Erstausstrahlung 1976. Nach den ersten Folgen bestürmten die Kinder das ZDF, die Maja nicht dauerhaft im Filmstock überwintern zu lassen; mit Erfolg, denn die Biene fliegt und fliegt und fliegt.
Raumschiff Enterprise
´Der Weltraum — unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.ª
So begann in meinem Geburtsjahr 1966 die erste Folge von ´Raumschiff Enterpriseª (Star Trek), und so sollten auch die nächsten 78 Folgen beginnen. Bei uns wurde die TV-Serie ab Anfang der 70er Jahre ausgestrahlt und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Kult, der bis jetzt anhält. Heute gibt es weltweit tausende ´Trekkiesª, die alles wissen und alles sammeln, was mit ´Raumschiff Enterpriseª zu tun hat, und sich regelmäßig zu Treffen ´beamenª.
Barbapapas
Wer erinnert sich nicht an sie — die putzigen, kugelrunden Barbapapas, die ab Mitte der 70er Jahre über den Bildschirm flimmerten.
Erfunden wurden die Barbapapas einige Zeit früher: Ende der 60er Jahre begegneten einander in Paris in einem kleinen Café die französische Architekturstudentin Annette Tison und der amerikanische Biologie-Lehrer Talus Taylor. Sie schufen zusammen erste Skizzen der kleinen, pastellfarbenen Phantasiefiguren.
1970 veröffentlichten sie ihr erstes gemeinsames Buch unter dem Titel ´Barbapapaª. Die auf dem Buch basierende Zeichentrickserie wurde 1974 gedreht und in ganz Europa mit großem Erfolg ausgestrahlt. Fortan kannte sie bald jedes Kind, die Familie Barbapapa:
Barbapapa, Barbamama, Barbabella, Barbaletta, Barabarix, Barbawum Barbabo, Barbakus und Barbalala.
1995 sind die Barbapapas nochmals aufgetaucht: als Bilderbuch mit dem Titel ´Barbapapas Ferienª.
Print:
Es gab die Bild-Zeitung, TV-Programmzeitschriften wie TV Hören und Sehen, Funk Uhr, Gong, Hörzu und ein paar andere Blätter! Es gab natürlich auch den "Spiegel", den "Stern", die "Quick", die "Bunte" und selbstverständlich die ewig junge "Bravo" (die gibt`s übrigens seit 1956).
Später kamen dann noch PopRocky, Freizeit-Magazin und ähnliche Blätter hinzu, aber die Bravo war das Blatt der Szene.
"Twen" (aus dem Axel Springer Verlag) war das edelste Szene-Blatt im Lande. Interessante Geschichten, wunderschöne Fotos von traumhaften Frauen ... ein Gesamtkonzept, das in unserer Zeit eigentlich wieder fruchten könnte, weil man sich langsam wieder anderer Werte besinnt. Vielleicht würde das Szene-Volk heute "Twen" dem "Playboy" oder der "Lui" vorziehen, denn "Twen" hatte schon in den 70ern Stil und ein bahnbrechendes Layout.
Die Frauen waren in den 70ern auf dem "ich nähe mir mein Kleid selbst"-Trip und dadurch hatte die "Burda" (von Anne Burda) auch so gewaltigen Erfolg — und das nicht nur in Deutschland. Es gab Brigitte und unzählige andere Mode-Postillen, die häufig Frauen-Vornamen zum Titel trugen. Und auch die Vogue aus dem Conde Nast-Verlag sah man schon damals an den Verkaufsstellen.
Die bekannten überregionalen Tages- und Wochenzeitungen der 70er, gibt es fast ausnahmslos noch heute. Mehr dazu unter www.retro76.de
Gestorben und unvergessen
1970:
Jimmy Hendrix, Charles des Gaulle, Erich M. Remarque
1971:
Igor Stravinsky, Coco Chanel, Louis Armstrong, Georg von Opel
1972:
Herzog von Windsor, Friedrich Flick, Heinrich Lübke, Maurice Chevalier, Jochen Rindt
1973:
Walter Ulbricht, Pablo Picasso, Luis Carrero Blanco
1974:
Erich Kästner, Charles Lindbergh, Samuel Goldwyn, "Duke" Ellington, Charles Lindbergh
1975:
Feisal, Josephine Baker, Aristoteles Onassis, Haile Selassie, Therese Giehse
1976:
Sepp Auburger, Gustav Heinemann, Agatha Christie, Mao Tse-Tung, Howard Hughes, Max Ernst, Eugen Roth, Julius Döpfner, Paul Getty, Gottlob Bauknecht, Ulrike Meinhof
1977:
Hans-Martin Schleyer, Bing Crosby, Ludwig Erhard, Wernher von Braun, Maria Callas, Charlie Chaplin, Elvis Presley, Sepp Herberger, G. Schickedanz
1978:
Aldo Moro, Papst - Paul VI., Pabst — Johannes Paul I. (bürgerlich Albino Luciani), W. Messerschmidt
1979:
Rudi Dutschke, Peter Frankenfeld, Heinz Erhardt, John Wayne, Conrad N. Hilton, Nelson Rockefeller, Barbara Hutton
Zur Geschichte der 70er:
1970
Nach dem geglückten Jugfernflug der Boeing 747 (Jumbo-Jet) über den Atlantik, wurde am 22.Januar 1970 der Linienverkehr zwischen New York und London aufgenommen.
Der von Guerillas entführte deutsche Botschafter Karl Maria Graf von Spreti wurde am 5.4.1970 von den Geiselnehmern ermordet.
Bei Erdbeben der Stärke 7,8 kamen am 31.5.1970 rund 70 000 Menschen ums Leben; 800000 wurden obdachlos.
In Moskau wurde am 12.8.1970 der deutsch-sowjetische Gewaltverzichtsvertrag (´Moskauer Vertragª) abgeschlossen.
Unterzeichnung eines Waffenstillstands zwischen König Hussein II und der PLO am 27.9.1970! Kämpfe zwischen Palästinensern und jordanischen Truppen wurden beendet.
Eine Flutkatastrophe forderte am 23.11.1970 in Pakistan über 300000 Todesopfer.
Jozef Cyrandiewicz und Willy Brandt unterzeichnen am 7.12.1970 den Warschauer Vertrag.
Am 2.6.1970 gewann Brasilien seine dritte Fußball-Weltmeisterschaft. Die Mannschaft erzielte einen klaren 4:1-Sieg über Italien.
Im Europäischen Naturschutzjahr wurde in Deutschland ein rund 130 Quadratkilometer großes Gebiet zum Nationalpark Bayerischer Wald erklärt.
1971
Durch einen Militärputsch übernimmt Idi Amin am 25.1.1971 die Macht in Uganda.
Am 15.2.1971 stellt Großbritannien seine Währung auf das Dezimalsystem um. Ein Pfund hat nun 100 Pence.
Walter Ulbricht tritt am 3.5.1971 vom Amt des Ersten Sekretärs der SED zurück. Sein Nachfolger wird Erich Honecker. Es geht um die DDR, die Deutsche Demokratische Republik!
Die Devisenbörsen wurden wegen starken Dollarzuflüssen am 5.5.1971 geschlossen. Die Regierung gibt den Dollarkurs frei, es kommt zu einem starken Kursfall des US-Dollars.
Die Botschafter der drei Westmächte in der Bundesrepublik und der sowjetische Botschafter in der DDR unterzeichnen das Viermächteabkommen über Berlin (geteilte Stadt) am 3.9.1971.
Am 27.5.1971 kostet ein Zugunglück bei Radevormwald 45 Menschen, darunter 40 Schüler auf Klassenreise, das Leben.
Nach gescheitertem Putschversuch gegen Mao kommt Verteidigungsminister Lin Piao beim Absturz des Flugzeugs, mit dem er fliehen will, am 12.9.1971 in China ums Leben.
1972
Am 15.1.1972 wird Margarete II, die Tochter des tags zuvor verstorbenen Königs Frederik IX "Königin von Dänemark".
Nach bürgerkriegsähnlichen Unruhen löst die britische Regierung am 24.3.1972 das Parlament Nordirlands auf.
Das von der CDU/CSU initiierte Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Brandt scheitert am 27.4.1972!
Nach einer Schießerei werden die RAF-Terroristen Andreas Baader, Holger Meins und Jan Carl Raspe am 1.6.1972 verhaftet. Mit der Festnahme von Gudrun Ensslin am 7.6.1972 und Ulrike Meinhof am 15.6.1972 ist der ´harte Kernª der Rote-Armee-Fraktion in Haft.
Arabische Terroristen überfallen am 5.9.1972 das Quartier der israelischen Mannschaft in München (bei der Olympiade). Angehörige der palästinensischen Terroristenorganisation "Schwarzer September" drangen ins olympische Dorf ein und überfielen die israelische Mannschaft. Zwei Trainer kamen dabei ums Leben, neuen Sportler wurden als Geiseln genommen. Ziel des Anschlags war es, über 200 in Israel wegen politischer Straftaten inhaftierte Palästinenser freizupressen. Israel weigerte sich, der Forderung der Terroristen nachzugeben. Deshalb wurde versucht, die Geiseln zu befreien: Alle neun Geiseln starben, zudem fünf der acht Attentäter.
Am 14.8.1972 stürzt eine DDR-Maschine beim Flughafen Berlin-Schönefeld ab: 156 Menschen sterben!
Am 14.12.1972 wird Willy Brandt wird erneut zum Bundeskanzler gewählt.
Genau am 26.09.1972 kommt es zum Kampf zwischen Nord- und Südjemen. 17 Tage später vereinigen sich beide Länder auf Vermittlung der Arabischen Liga zu einer Republik (2.000 Tote forderte dieser sinnlose Krieg).
1973
Großbritannien, Dänemark und Irland treten am 1.1.1973 der Europäischen Gemeinschaft bei.
Nach fast fünfjähriger Verhandlungsdauer unterzeichnen Nord- und Südvietnam, der Vietcong und die USA am 27.1.1973 eine Waffenstillstandserklärung.
Mit dem vom Kongress erzwungenen Stopp der Bombardierung Kambodschas endet am 15.8.1973 das zwölfjährige militärische Engagement der USA in Indochina.
Von 6. - 26.10.1973 dauerte der Yom-Kippur-Krieg. Ägypten und Syrien erreichten den Rückzug Israels bis an die Sinai-Pässe und die Rückgabe der Golan-Höhen und der Gebiete von Kuneitra und Rafid. Nach Verhandlungen mit den USA zieht sich Israel später auch vom Sinai und dem Ost-Ufer des Suez-Kanals zurück. Der Friedensvertrag von Camp David 1978 zwischen Israel und Ägypten war eine Spätfolge dieses Krieges, der etwa 15.000 Menschenleben forderte.
Der nach 17 Jahren aus dem Exil zurückgekehrte 77-jährige Juan Peron wird am 23.9.1973 in Argentinien erneut zum Präsidenten gewählt.
Der spanische Regierungschef Luis Carrero Blanco wird am 20.12.1973 bei einem Bombenattentat getötet.
Ein weiteres Leit-Thema war 1973 die Ölkrise: Im Jom-Kippur-Krieg setzten die arabischen Staaten erstmals das Erdöl als politische Waffe ein, indem sie die Produktion einschränkten. Der Ölpreis wurde drastisch erhöht und über die USA und die Niederlande wegen deren pro-israelischer Haltung ein Lieferboykott verhängt. Somit vervierfachte sich der Preis für Rohöl. Schlagartig wurde den westlichen Industrienationen ihre Abhängigkeit von den Erdölimporten und die begrenzte Verfügbarkeit des Rohstoffs deutlich. Die Reaktion auf die Ölkrise bestand in einer Einschränkung des Energieverbrauchs. So wurden autofreie Sonntage eingeführt und die Höchstgeschwindigkeit auf Strassen tiefer angesetzt.
1974
In Sao Paulo (Brasilien) sterben am 1.2.1974 über 170 Menschen bei einem Hochhausbrand.
Der französische Staatspräsident Georges Pompidou stirbt am 2.4.1974 nach schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren.
Durch einen Putsch wird der portugiesische Ministerpräsident Marcello Caetano am 25.4.1974 gestürzt. Die ´Nelkenrevolutionª beendet die 41-jährige Diktatur in Portugal und leitet die Demokratisierung ein.
Der persönliche Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, Günter Guillaume, und dessen Frau werden wegen des Verdachts der Spionage für die DDR am 25.4.1974 verhaftet (am 15. Dezember 1975 wurde Giullaume wegen schweren Landesverrats zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt und 1981 im Austausch in die DDR entlassen).
Brandt übernimmt die politische Verantwortung für die Guillaume-Affäre und erklärt seinen Rücktritt. Zu seinem Nachfolger wird am 16.6.1974 Helmut Schmidt (SPD) gewählt.
Um einem Amtsenthebungsverfahren wegen der Watergate-Affäre zu entgehen, tritt Präsident Richard Nixon am 9.8.1974 zurück. Vizepräsident Gerald R. Ford wird am 9.8.1974 als 38. Präsident der USA vereidigt.
Kurz zur Watergate-Affäre: Am 17. Juni 1972 waren die Mitglieder des ´Komitees für die Wiederwahl des Präsidentenª beim Versuch verhaftet worden, das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Hotel Watergate in Washington mit Abhörwanzen zu versehen. Es stellte sich heraus, dass Präsident Nixons engste Mitarbeiter in die Affäre verwickelt waren. Am 21. Juli 1974 empfahl der Kongressausschuss zur Untersuchung der Watergate-Affäre, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Nixon einzuleiten. Dieser kam dem aber zuvor und trat wie oben erwähnt, am 9. August 1974 zurück.
Deutschland wurde zum zweiten mal Fußball-Weltmeister
Mit einem 2:1-Sieg gegen die Niederlande gewann die Bundesrepublik Deutschland am 7. Juli 1974 das Endspiel im Münchner Olympia-Stadion.
Am 10.11.1974 wird der Berliner Gerichtspräsident Günter Drenkmann zu Hause erschossen. Sechs Verdächtige werden freigesprochen.
1975
Zwölf deutsche Skifahrer sterben am 1.1.1975 in einer Lawine in Montafon (Österreich).
Am 27.2.1975 wird Peter Lorenz (CDU-Vorsitzender) von Mitgliedern der terroristischen ´Bewegung 2. Juniª entführt. Nachdem die Bundesregierung die Forderung der Entführer (Abschiebung von vier inhaftierten Terroristen) erfüllt hat, kommt Lorenz wieder frei.
Deutsche Terroristen des ´Kommandos Holger Meinsª überfallen am 24.4.1975 die Botschaft der Bundesrepublik in Stockholm. Nach Ablehnung ihrer Forderungen nach Freilassung von 26 Baader-Meinhof-Häftlingen sprengen sie die Botschaft.
Mit blutigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen beginnt am 7.9.1975 im Libanon der Bürgerkrieg.
Am 27.4.1975 rast der deutsche Formel-1-Pilot Rolf Stommelen beim Großen Preis von Spanien in Barcelona in die Tribüne; Fünf Menschen sterben — der Rennfahrer überlebt!
In Schloss Rambouillet bei Paris treffen sich die Staats- und Wirtschaftschefs der drei Westmächte, der Bundesrepublik, Italiens und Japans zum ersten Weltwirtschaftsgipfel am 17.11.1975.
Einer der meistdiskutierten Filmregisseure Italiens wurde am 1.11.1975 unter ungeklärten Umständen ermordet. Pier Paolo Pasolini war wegen seiner kompromisslosen und ideologischen Position einer der provozierendsten Vertreter der italienischen Literatur- und Filmszene der Nachkriegszeit.
Bevor er 1961 als Filmregisseur in Erscheinung trat, war Pasolini als Drehbuchautor für Fellini und Bolognini tätig. Kurz nach der Premiere seines provozierenden Films ´120 Tage von Sodom´ wurde er von einem Unbekannten erstochen.
Ebenfalls 1975 brachte der Zauberwürfel des Ungarn Ernö Rubrik so manchen zum ´Durchdrehenª. Waren die sechs Farben des Zauberwürfels einmal auf alle Flächen verteilt, gelang es nur den wenigsten, seine 27 Teilwürfel wieder in ihre Ausgangsstellung zu bringen. Da die Zahl der möglichen Anordnungen der Einzelwürfel 42 252 003 274 489 856 000 (das sind mehr als 42 Trillionen!) betragen soll, ist die Ausgangsposition nur durch eine durchdachte Lösungsstrategie zu erreichen, kaum durch Probieren. Ich habe es nie geschafft, den Würfel "richtig" zu drehen ... aber einige meiner Freunde hatten die Lösung. Ich erinnere mich, dass ich schon damals viel zu ungeduldig war, für dieses blöde Ding! Ich hab diesen blöden Zauberwürfel gehasst wie die Pest - habe unzählige Stunden geopfert und vermutlich hätte ich bis heute die 42 Trillionen Möglichkeiten noch nicht durch!
1976
Eine Explosion im Maschinenraum eines Frachters auf der Hamburger Werft Blohm & Voss tötet am 9.1.1976 24 Mitarbeiter.
Ein Erdbeben der Stärke 7,5 fordert am 4.2.1976 in Guatemala rund 23000 Todesopfer.
In der Johannesburger Vorstadt Soweto brechen blutige Unruhen aus, die zwischen dem 16. und 26.6.1976 mindestens 180 Menschen in Südafrika das Leben kosten.
Am 9.3.1976 stürzt bei Calavese in Südtirol eine Seilbahn ab; 24 Menschen sterben.
Ein Erdbeben in der italienischen Provinz Friaul zerstört am 6.5.1976 zahlreiche Ortschaften (darunter auch Udine). Ergebnis sind mehr als 2.000 Tote und 80.000 Obdachlose.
Auf dem Flughafen von Entebbe befreien israelische Kommandoeinheiten am 4.7.1976 die als Geiseln festgehaltenen Passagiere und Besatzungsmitglieder eines Flugzeugs. Es kommen drei der Geiseln, ein Israeli, sieben Terroristen und 20 ugandische Soldaten ums Leben. Bei einer Explosion in einer Chemiefabrik bei Mailand am 10.7.1976 wird eine Wolke mit hochgiftigem Dioxin freigesetzt.
Bei einem Erdbeben der Stärke 8,2 sterben am 27.7.1976 in China über 700 000 Menschen.
Mao Zedong stirbt im Alter von 82 Jahren am 9.9.1976.
Der Demokrat Jimmy Carter gewinnt am 2.11.1976 die Präsidentenwahl gegen den Amtsinhaber Gerald Ford.
1977
30 000 Kernkraftgegner demonstrieren friedlich gegen den Bau des Kernkraftwerkes Brokdorf am 19.2.1977.
Das Nachrichtenmagazin ´Der Spiegelª deckt am 26.2.1977 illegale Abhöraktion des Bundesamts für Verfassungsschutz gegen den Atomwissenschaftler Klaus Traube auf.
Beim Zusammenstoß zweier Jumbo-Jets auf der kanarischen Ferieninsel Teneriffa kommen am 27.3.1977 "575 Menschen" ums Leben. Es ist bis heute der schlimmste Flugunfall der Geschichte. Der alte Flughafen auf Teneriffa war im Norden der Insel. Dort gab`s fast immer Nebel. Eine niederländische 747 war auf der Startbahn und wollte gerade durchstarten, da landete auf der gleichen Bahn eine 747 der PANAM und es kam zum Disaster! Ein paar Jahre zuvor ist auf dem gleichen Flughafen eine Spantax (mit vielen deutschen Passagieren an Board) kurz nach dem Start abgestürzt. Soweit ich mich erinnern kann, hat auch den ersten Absturz auf der spanischen Insel niemand überlebt!
Am 7.4.1977 wird Generalbundesanwalt Siegfried Buback sowie zwei seiner Begleiter von Terroristen auf offener Strasse in Karlsruhe erschossen. Später werden die RAF-Terroristen Klar und Monhaupt verurteilt.
Am 28.4.1977 werden die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.
Am 11.5.1977 wird Hessens Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry erschossen. Die tödlichen Schüsse wurden durch das Schlafzimmer-Fenster abgefeuert.
Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, wird am 30.7.1977 von RAF-Terroristen bei einem Entführungsversuch in seinem Haus in Oberursel von Christian Klar und Brigitte Monhaupt erschossen. Susanne Albrecht, die Tochter von Freunden Pontos, hatte den Mördern Zutritt zum Haus verschafft.
Die Terroristen Baader, Ensslin und Raspe begehen am 13.10.1977 im Gefängnis Selbstmord.
Zum Selbstmord der RAF-Terroristen: Nach 1968 bildete sich aus einem kleinen Teil der studentischen Protestbewegung die linke terroristische Gruppierung ´Rote Armee Fraktionª (RAF). Anfänglich wurden die Anschläge noch aus sozialrevolutionären Zielen heraus verübt. Allmählich richteten sie sich jedoch immer mehr gegen das ´imperialistische System der BRDª. Aus Gewalt gegen Sachen wurde Gewalt gegen Menschen.
1972 gelang der Polizei die Festnahme führender RAF-Mitglieder. Von da an dienten die Aktivitäten vorrangig der Freipressung der inhaftierten Terroristen. Im Herbst 1977 entführten palästinensische Terroristen ein Flugzeug der Lufthansa ("die Landshut") und nahmen 91 Geiseln. Die Terroristen verlangten die Freilassung von elf inhaftierten RAF-Mitgliedern. Die Regierung war nicht bereit, sich erpressen zu lassen und ließ am 18. Oktober die Maschine in Mogadischu stürmen. Wenige Stunden später beging die Führung der RAF in ihren Zellen Selbstmord.
Im Alter von 88 Jahren starb am 25.12.1977 in Corsier-sur-Vevey der große Filmkomiker und Regisseur Charles Spencer Chaplin (bekannt als Charlie Chaplin). Der ab 1914 in Hollywood lebende Brite entwickelte die groteske Situationskomik durch pantomimische und psychologische Mittel. Seit Beginn der 20-er Jahren löste sich Chaplin von der bloßen Slapstick-Komödie und übte zunehmend Sozialkritik. In den frühen 50er Jahren auch in den USA der Neigung zum Kommunismus verdächtigt, siedelte Chaplin 1963 in die Schweiz über.
1978
Vor der bretonischen Küste (Frankreich) läuft am 17.3.1978 ein Öltanker auf Grund. 220 000 Tonnen auslaufendes Rohöl verursachen eine Ölpest.
Der am 16.3.1978 von Terroristen der ´Roten Brigadenª entführte ehemalige Ministerpräsident Aldo Moro wird in Rom am 9.5.1978 erschossen aufgefunden.
Bei der Explosion eines mit Flüssiggas beladenen Tankwagens kommen am 11.7.1978 in Spanien 180 Menschen ums Leben.
Ein Bombenanschlag auf ein Kino in der Stadt Abadan (Iran) fordert am 19.8.1978 430 Todesopfer.
Zum Nachfolger des verstorbenen Papstes Paul VI. wird der Kardinal Albino Luciani am 26.8.1978 gewählt. Er nimmt den Namen Johannes Paul I. an.
Bei einem Erdbeben im Osten des Irans sterben am 16.9.1978 etwa 25000 Menschen.
Mit dem Polen Karol Wojtyla wird am 16.10.1978 erstmals seit 456 Jahren ein Nichtitaliener zum Papst gewählt. Er tritt als Johannes Paul II. die Nachfolge an. Johannes Paul I. verstarb nach nur 34-tägiger Amtszeit.
In einer Klinik bei London wurde am 26.7.1978 Louise Brown geboren. Sie ist das erste außerhalb des Mutterleibs gezeugte Kind. Da die Mutter wegen einer Eileiterverengung auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen konnte, hatten ihr die Ärzte eine Eizelle entnommen. Diese wurde im Reagenzglas befruchtet, wieder in die Gebärmutter zurückverpflanzt und hat sich danach zu einem gesunden Baby entwickelt.
Durch einen 3:1-Sieg gegen die Niederlande wurde Argentinien am 26.6.1978 im eigenen Land Fußball-Weltmeister.
Vietnam erobert 1978 das kommunistische Kambodscha und setzt eine Marionetten-Regierung ein. China reagiert darauf mit einem dreijährigen Krieg gegen Vietnam ("Erziehungsfeldzug"). Nach dem Fortfall sowjetischer Unterstützung infolge von Gorbatschows Reformen 1989 muss Vietnam seine Truppen aus Kambodscha zurückziehen. Fazit: Über 1 Million Tote.
Auf Befehl des Sektenführers Jim Jones bringen sich am 18.11.1978 im Dschungel von Guayana 912 Menschen um.
1979
In Harrisburg (Pennsylvania) kommt es am 28.3.1979 in einem Kernkraftwerk zum bislang schwersten Störfall in der Geschichte der zivilen Kernenergienutzung.
Die Hinrichtung des zum Tode verurteilten ehemaligen pakistanischen Ministerpräsidenten Zulfikar Ali Bhutto löst im April 1979 weltweite Proteste aus.
Nach dem Sieg der Konservativen wird Margret Thatcher am 3.5.1979 als Premierministerin von Großbritannien erster weiblicher Regierungschef Europas.
In Wien unterzeichnen Jimmy Carter und Leonid Breschnew am 18.6.1979 das SALT-II-Abkommen zur strategischen Rüstungsbegrenzung.
Beim "Admiral`s Cup" geraten am 14.8.1979 gleichzeitig 300 Segelschiffe bei Windstärke zwölf in Seenot; 17 Teilnehmer ertrinken.
Etwa 300 Iraner stürmen am 4.11.1979 die amerikanische Botschaft in Teheran und bringen 60 Botschaftsangehörige in ihre Gewalt. Ziel ist es, die Auslieferung des gestürzten Schahs, der sich in den USA aufhält, zu erzwingen.
500 schiitische Extremisten besetzen am 21.11.1979 die Kaaba und die Grosse Moschee in Mekka (Saudi-Arabien) und nehmen mehrere Hundert Geiseln. Die Erstürmung der Moschee fordert Hunderte von Toten.
Sowjetische Truppen marschieren am 28.12.1979 in Afghanistan ein.
Für ihren tatkräftigen Einsatz zur Beseitigung von Elend und für den Frieden in der Welt erhielt Mutter Teresa 1979 den Balzanpreis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit zwischen den Völkern, sowie den Friedensnobelpreis.
Auf ungewöhnliche Weise gelang zwei Familien die Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik: In einem selbst gebauten Heißluftballon starteten sie nachts und trieben unbemerkt in 2000 Metern Höhe rund 40 Kilometer nach Süden, wo sie sicher landeten.
Im Dezember 1979 ruft die kommunistische Regierung von Afghanistan die Armee der UdSSR im Kampf gegen die islamischen Mudschaheddin zu Hilfe. Zehn Jahre später verlassen die Sowjets geschlagen das Land. Das Ende vom Lied: ca. 1 Million Tote!
Mehr Infos zu den 70er Jahren gibt es auf www.retro76.de ... jetzt sogar mit "Retro-Player" (cooler Sound, 70th like!).
Die Seite 3 ... bei uns auch Einleitung genannt!
(vom April 2003): In Mixage findet seit Jahren all das statt, was morgen für kleine und größere Ereignisse sowie Umwälzungen sorgt. Wenn RTL nun eine 70er Jahre-Show startet, und Retro von der Stange kommt, wird es höchste Zeit für uns, "umzusteigen" - dass sind wir unseren Lesern schuldig!
Selbstbewusstsein ist die Saat, aus der dieses Magazin entspringt. Meinungsmultiplikatoren, die ihren eigenen Typ gefunden haben und nur eine Regel befolgen, nämlich die, keine zu haben!
Wir legen Wert auf Überraschendes, Kreativität, Eigenarten, Pragmatismus, Selbstverwirklichung, Neugierde und Freundschaft. Hier schreiben Realisten, die niemals ihre Träume aus den Augen verlieren, denn Träume sind zum Verwirklichen da. Die Dinge, die uns heute bewegen, sind solche, auf die wir morgen nicht verzichten wollen.
Mehr denn je, sind wir Sprachrohr und Plattform einer Generation, die etwas in Bewegung setzt und sich selbst eine Öffentlichkeit schafft. Mixage ist ein Symbol des Umbruchs.
Wir begleiten die Entscheider von morgen — und bringen "Köpfe" ins Gespräch. Die "Heimat der Querdenker" war nie Massenkompatibel, genau wie jene Szene-Protagonisten, die fast immer das tun, was sie wollen, und sich dadurch "einfach wohl fühlen"!
Mehr denn je, werden wir uns auf die eigentlichen Gene zurücksinnen, und nicht mit nacktem Finger auf diejenigen zeigen, die erst heute das gut finden, welches wir schon vor Jahren gut fanden.
Individualisten, Initiatoren und Querdenkern verdanken wir unsere langjährige Anwesenheit. Mixage war niemals Mainstream, denn "nur ein toter Fisch schwimmt mit dem Strom".
In dieser "Best of"-Issue gibt es jede Menge Background zur History des ältesten Szene-Mediums aus deutschem Lande, und darüber hinaus meine persönlichen Ansichten zu diversen Themen, die zumindest unsere intellektuell beweglichen Leser interessieren.
(vom April 2002): Einige deutsche Mode-Blätter berichten derzeit in einer Endlosschleife über den Look der 80er Jahre, wobei wir als dienstältestes Magazin des Landes auch heute die Ansicht vertreten, dass der 80er Look weder schick noch schrill war — er war einfach peinlich!
Sofern man die Situation international betrachtet und die deutschsprachigen Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz und Norditalien) mal ausklammert, so ist der Stil von angesagten Jeansern wie Rampage (USA), Earl Jean (USA), Miss Maggie (Italien) oder Parasuco (Italien) eindeutig im Bereich der 70er Jahre angesiedelt.
Ein Beweis sind die Low-Waist Pants, die in den Modemetropolen Milano, Paris, Barcelona und New York seit Sommer 2001 ebenso von männlichen Szene-Protagonisten getragen werden.
Wegbereiter der sexy Linie sind übrigens Musiker und D.J.`s, die uns dank Viva und MTV bestätigen, dass die 70er Jahre als Maßstab zu betrachten sind.
Für das männliche Landvolk ist es natürlich undenkbar, eine "weibische" Hose zu tragen, aber die Low-Waist-Welle ist nicht mehr zu bremsen.
Auch kommerzielle Anbieter wie Pepe Jeans und G-Star bieten inzwischen die "niedrige Leibhöhe" an; es wird noch ein wenig dauern, bis die deutschen Jungs den ungewohnten Look akzeptieren.
Auf www.mixage.biz gibt es wieder eine Menge cooler Bilder zu sehen. Neben den Fashion-Style-Galerien wurde nun erstmalig auf einer Mixage-Website eine Footwear-Gallery eingefügt. Dies erschien notwendig, denn vor allem die weiblichen Leser forderten in jüngster Vergangenheit immer wieder Fotomaterial der neuen Styles italienischer Schuh-Hersteller.
Die Models unserer 70er Jahre-Shootings stammen zum Großteil aus Italien, denn die europäische Retro-Metropole heißt Pesaro (eine Kleinstadt in den Marken, in unmittelbarer Nähe zur Toskana). Auf dem atriumartigen Freigelände der neuen Messe in Rimini hatten wir ein paar exklusive Shootings mit Newcomern (u.a. auch mit dem aktuellen Bacardi-Model).
Eine weitere Galerie widmen wir den deutschen Mode-Messen in Berlin, München und Düsseldorf, die zwei mal jährlich (im Februar und August) stattfinden. Neben der Bread & Butter in Berlin, der Ispovision in München, gilt die CPD-X-SITE in Düsseldorf als Tummelplatz für alle wichtigen und vor allem einflussreichen Menschen im deutschen Fashion-Business.
(vom April 2001): Der Retro-Style hält Einzug in die Gesellschaft
In einer Zeit, in der wir täglich gnadenlos mit überflüssigen Informationen bombadiert werden, in der die Konzentrationsspanne so kurz ist wie bei einem Insekt, wird das Thema Retro doch länger als erwartet anhalten.
Seit über einem Jahr ist "Retro 76" zum festen Bestandteil unserer mixage geworden. Inzwischen fanden wir "abgekupferte Berichterstattung" über den Inhalt unserer Zeilen (Vintage-Boom und Retrokult) in einigen deutschen Modemagazinen, aber das war auch nicht anders zu erwarten, denn es ist leichter, verspätet mit dem Strom zu schwimmen, als frühzeitig dagegen anzukämpfen.
Vor einem Jahr hat man uns Protagonisten belächelt, denn der funkige Glam-Style und trashige Second-Hand-Look, bzw. der 70ies Biker-Style wurden von vielen "Modejournalisten" nicht für ernst genommen. Es ist die typisch deutsche Vollkasko-Mentalität, der wir seit 14 Jahren täglich ausgeliefert sind, aber irgendwann gewöhnt man sich an den traurigen Alltag.
Nachdem wir uns auf den Messen in Florenz, Milano, Paris, Köln und München umgesehen haben, sind wir fester Überzeugung, dass sich auch in Deutschland eine Retrokultur bildet, die Einzug in die Gesellschaft hält.
Es ist anzunehmen, dass Retro-Fashion in Deutschland nur in Kombination von "Alt und Neu", als Crossdressing funktioniert (eine Mischung aus Rückbesinnung und Future). Secondhand-Läden mit gutem Sortiment dürfen sich auf satte Umsätze freuen. Fashion-Shops, die nicht rechtzeitig auf den fahrenden Zug aufspringen, werden gnadenlos überrollt und können sich verabschieden vom konsumfreudigen Markt, inklusive ihrer albernen Plateausohlen.
"Innovation" ist das, was einen Markt bewegt. Es fällt der festgefahrenen deutschen Modeindustrie immer noch sichtlich schwer umzudenken und die Augen zu öffnen. Es ist endlich an der Zeit, im Sinne der Endverbraucher zu denken.

FUNK & SOUL
Es war einmal ein kleines Männlein mit Bart, das lebte im Wald (in der Nähe eines Hospitals) ... dort war es bitter, bitter kalt. Jeden Tag, wenn das Männlein hungrig war, ging es auf Jagd und erlegte ein Schaf mit Pfeil und Bogen. Im Anschluß zog das Männlein dem Vieh das weiche Fell ab und machte sich ein paar Döner-Kebab aus dem zarten Fleisch.
Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass noch etwas Fladenbrot im Schrank lag und sich im Kühlschrank noch jede Menge frische Zaziki-Soße befand ... somit ist die Kebab-Geschichte auch glaubhaft für jeden von Euch, der nicht im Wald lebt und keine großen Zaziki-Vorräte im Kühlschrank hütet.
Ebenso ungewöhnlich wie die kleine Einleitung ist die tatsächliche Geschichte... der Werdegang des Fashion-Protagonisten Dieter Funk!
1992 mit seinen 25 Lenzen noch von vielen Brillenherstellern belächelt, hat er innerhalb weniger Jahre den Sprung in die Topliga der internationalen Sunglasses-Hersteller geschafft.
Er hat sich von Beginn an auf seinen Instinkt verlassen und einen innovativen Stil gefunden >>die eigene Handschrift<<, auch wenn er der Zeit oftmals voraus war.
Verschiedene Styles und Designs von Funk aus dem Jahre 1994 sind deshalb auch heute noch beliebt und begehrt, obgleich in der Welt der Mode ein Monat schon viele Veränderungen mit sich bringen kann (das können Farben sein, die sich verändern, die Art der Gläser, die Styles der Brillenfassung etc.).
Es gibt im Fashion-Bereich ein Modediktat, das Designer zu befolgen haben. Dieter Funk hat genau dieses nicht befolgt, denn er hat einige Jahre nur "gesammelt" - und zwar Eindrücke und Impressionen, die ihn täglich auf den Straßen der Welt begleitet haben. Was er im Anschluß in seinem Münchner Office umgesetzt hat, waren Designs, die es in dieser Art noch nicht gab. Man könnte auch sagen: er hat die Brille neu erfunden. Die Fielmanns und Brillen-Designer sollten ihm jeden Tag danken, denn durch ihn haben sie einen Leader gefunden, der ihnen zeigt, wo`s langgeht!
Ich bin davon überzeugt, dass der Brillenmarkt in Deutschland ohne "Funk" immer noch so langweilig wäre, weil die gesamte Branche mit ihrer Vollkasko-Mentalität keinerlei Risiko tragen möchte, etwas Eigenständiges und Ungewöhnliches zu entwerfen. Der einzige Grund, warum uns nicht lauter Oakley-Gesichter auf der Straße begegnen, ist ein Typ, der den Menschen gezeigt hat, dass es auch anders geht! "Dieter Funk for President"...Spaß!!!
Funk ist eines von wenigen Brillen-Labels, dass die Bezeichnung Brand (Marke) verdient hat. Fälschlicherweise sprechen die unzähligen Witzfiguren auf den Optiker-, Mode- und Sportmessen immer von ihren Brands, wobei sie für irgendein mülliges Label arbeiten, das die Welt ebenso wenig braucht, wie den lächerlichen Schlipsträger der stolz darauf ist, seine Fake-Brand zu repräsentieren. Mehr "Funk-ies" gibt`s übrigens bei unseren Model-Shootings im Netz zu sehen unter www.mixage-magazin.de


>>BACKSTAGE>> meine eigene Reise
Pünktlich zum Jahrgang 15 gibt`s die ultimative Background-Story des ältesten deutschsprachigen Szene-Mediums MIXAGE.
Der Gründer und Herausgeber Manfred Segerer, wird sich in diesem Jubiläumsheft erstmalig zu diversen Themen äußern, die bislang auch den treuesten Fans verborgen blieben.
Im Alter von 20 Jahren war er Redakteur eines Automagazins, zwei Jahre später Radio-Moderator, im selben Jahr gründete er eine Produktionsfirma (für Hörfunk), einen Versand für D.J. Equipment und ein Platten-Label; mit 22 Lenzen war er "jüngster deutscher Chefredakteur" einer landesweiten Zeitschrift. Seit nunmehr fünfzehn Jahrgängen ist er der Herausgeber und Chefredakteur von MIXAGE, dem ältesten Szene-Blatt Deutschlands.
Inzwischen verbringt er einen Großteil seines Lebens im Ausland, verdient auch als Mode-Fotograf seine Kröten, und lichtet bekannte Models wie Naomi Campbell, Esther Canadas, Caprice Bourret, Diana Meszaros und Persönlichkeiten aus Musik und Film ab.
Hi Folks ...
es gibt an dieser Stelle kein Interview - statt dessen lieber ein paar Kurzgeschichten; es geht um "meine eigene Reise"!
Einleitung
Ich fasse mich kurz, oder versuche es zumindest: Da war einmal ein Junge, der hatte keinen Bock "auf Schule", aber er hatte viele Hobbys und Interessen. Im Gegensatz zur heutigen "orientierungslosen Gesellschaft" wusste er ziemlich genau, was er wollte. In seinem kleinen, kreativen Kopf befanden sich unzählige Ideen zur Verwirklichung. Da seine Eltern diese Wünsche aus finanziellen Gründen nicht erfüllen konnten, musste er für seine Träume bereits mit zwölf Jahren "selbst ackern" und eigenes Geld verdienen!
O.k. ... wechseln wir nun ganz unauffällig zur "ich"-Form:
Bei einer Möbelspedition arbeitete ich für einen Hungerlohn von einer Mark pro Stunde, weil ich mir mit 15 ein Mofa kaufen wollte; ich musste 650 Stunden "schwere Möbel schleppen und Schränke zerlegen", für ein altes, hellgrünes Hercules M5.
Drei Jahre später hatten sich die Verhältnisse im Wesentlichen nicht verändert, als ich mir das erste Auto (einen acht Jahre alten VW Polo) gekauft habe.
Einige meiner damaligen Mitschüler wurden bis Anfang 30 von ihren Eltern gesponsert — und ein paar davon waren selbst nach dem zweiten Anlauf zu blöd, um ihr Studium zu beenden. Ich konnte mit den "von Eltern geförderten Versagern" nie was anfangen.
Meine Eltern hatten zu jener Zeit ein Haus gebaut und deshalb nicht die Möglichkeit, mir glitzernde Goldbarren auf den Schreibtisch zu legen. Ich hatte natürlich Verständnis, aber trotz allem jede Menge Ideen und Ziele, für die man extrem hart arbeiten muss, wenn kein Geldgeber vorhanden ist.
Der Umkehrschluss: Ich kaufte meiner Mutter im Alter von 23 Jahren ein nagelneues Auto.
Das wöchentliche Arbeitspensum lag in der Anfangszeit meiner Selbständigkeit bei etwa 140 Stunden (Klartext: 7 Tage mal 20 Stunden; viele meiner heutigen Studenten-Freunde verbringen nicht mal 140 Stunden pro Jahr an der Uni). Ich bin manchmal aus Flugzeugen gestiegen, und wusste vor lauter Arbeit nicht mal, in welcher Stadt ich eben gelandet war. Egal ob Weihnachten, Silvester, Wochenende, Geburtstag, oder Muttertag — ich war immer "on tour" für mein Geschäft.
Dafür konnte ich mir mit 24 meinen ersten Porsche Carrera und auch andere flotte Kisten leisten, nur fehlte eben die nötige Zeit, um damit genüsslich zu fahren. Mit 25 investierte ich in eine großzügige Galerie-Wohnung, wobei das Sammeln von Immobilien in den vergangenen Jahren nicht zur Leidenschaft wurde - obgleich ich mir noch weitere Wohnungen und ein Haus gekauft habe. Das betrachte ich in diesen Zeiten als notwendige Altersvorsorge, denn Renten wird es nicht mehr lange geben (dank der "hervorragenden" Politik in unserem Land). Trotzdem war, bin, und werde ich vermutlich nie ein großer Materialist.
Was ich mag, ist das Reisen, das Wegbrausen, die Bewegung. Erst jetzt, nach fünfzehn Jahren "Selbstsklaverei" kann ich langsam auf eine niedrigere Gangart schalten, und all diese Dinge genießen, die Spaß und Freude machen.
Impressionen
Für mich, als Jäger und Sammler sind Sinnesempfindungen etwas sehr wichtiges. In der beschleunigten Gesellschaft, in der Wahrnehmungen in Windeseile schwinden, im Sekundentakt durch immer neue Bilder und Eindrücke ersetzt werden, sind immer weniger Menschen impressionabel (erregbar). Ich tendiere zur "Entschleunigung des Lebens".
Ob es tatsächlich eine Gabe ist, oder lediglich eine Berufskrankheit, die insbesondere Fotografen und Musiker ereilt, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall kann man "Augen- und Ohrentiere" wahrlich beneiden, denn vom Anblick "schöner" Dinge zehre ich oft Jahrzehntelang und empfinde dabei eine urplötzliche Zufriedenheit. Manchmal handelt es sich um unspektakuläre Erlebnisse, die trotz aller Banalität immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden.
Die vielen schlechten Impressionen, verbanne ich von meiner Festplatte (meinem winzigen Gehirn), und die ebenso vielen guten sind allgegenwärtig und werden regelmäßig wiederholt — wie ein guter Streifen mit Steve McQueen, Clint Eastwood oder Paul Newman. Gefühlswahrnehmungen sind etwas wunderschönes, aber auch Sinnesempfindungen sind besonders wichtig für mich und von unschätzbarem Wert. Ich vermute, "Impressionen sind eine Grundvoraussetzung, um Glück zu empfinden"!
Visionen
Seit ich denken kann, habe ich Träume und Visionen, die beim Gang durch die Instanzen niemals verloren gingen. Ich gebe gern zu, dass meine Begeisterungsfähigkeit immer noch mit der eines Kindes zu vergleichen ist. Eine Art "rationales Verdrängen" existiert nicht, auch wenn mir Mitmenschen manchmal spätpubertäre Anflüge unterstellen. Gerne würde ich beispielsweise mal für zwei Wochen in einen Lastzug steigen und Italien-Fernverkehr fahren. Ich besitze einen LKW-Führerschein und spreche italienisch - also wo liegt das Problem?
Natürlich bin ich vom Erfolg verwöhnt, verfüge über ein ordentliches Gehalt, aber trotzdem existiert die Überzeugung, dass mich ein Ausflug in eine andere Existenz (den viele Menschen "sterbenslangweilig" fänden), noch bescheidener und vor allem zufrieden macht. Ich hasse die geplante Struktur, diese äußeren Zwänge, will mich gern mal treiben lassen - räumlich wie zeitlich. Ob das die "grenzenlose Freiheit" ist, weiß ich erst, nach dem ich es versucht habe.
Andere machen ein teueres Sabbatical (Aussteigen auf Zeit) und bezwingen in eisiger Kälte mit Sauerstoff-Flaschen ein paar riesige Berge — da besteige ich lieber einen "Mercedes Actros" mit Schlafkabine, Standheizung, Klimaanlage, und fahre gen Süden.
Der Wunsch, alles mal hinter sich zu lassen, nach fünfzehn Jahren harter Arbeit einen "Tapetenwechsel" zu vollziehen, ist keine exotische Idee: Erfahrungen sammeln und Energie auftanken, bringt einen klaren Blick für alles, was wichtig ist und gut tut.
Es ist doch schön, dass es auch eine mögliche Existenz jenseits von Bausparverträgen, Einbauküchen und Sportwagen gibt. Vor allem ist es befriedigend, dass noch Lebensqualität existiert, die man nicht kaufen kann, also Sinnesempfindungen, Gefühle, Wahrnehmungen. Der kürzlich verstorbene Fiat-Boss Agneli sagte mal, dass er den Wind beim Segeln so gerne mag, weil er ihn nicht kaufen kann.
Ich glaube an meine Träume und Visionen, denn ich habe nahezu ALLE in meinem bisherigen Leben verwirklicht. Das lässt sich letztendlich auch als "GLÜCK" definieren. Hätte ich es bis hierhin nicht geschafft, wäre ich in dieser Gesellschaft lediglich einer der zahlreichen "Spinner", oder gar "ein Verlierer"!
Vermutlich ist es normal, dass man als Jugendlicher träumt, von schnellen Autos, einem Penthouse, von schönen Frauen und von Luxus. Ich habe viele dieser Träume in die Tat umgesetzt, habe mir ab meinem 24. Lebensjahr fast jedes Jahr einen neuen Carrera mit Vollausstattung gekauft, hab mich auch darüber gefreut "wie ein kleines Kind" und war kurzzeitig sogar glücklich; aber der Preis, in Form einer konstanten 120- oder gar 140-Stunden Woche, ist für diesen schwachsinnigen und sinnlosen Pseudo-Müll auf Dauer zu hoch.
Wenn man jung ist, will man immer gewinnen - das lässt mit der Zeit nach. Es ist schön, dass ich heute auf Statussymbole gewissermaßen verzichten kann, ohne dass ich etwas vermisse.
Fazit: Luxus beschränkt, was Eindrücke, Erlebnisse und Kontakte angeht. Heute weiß ich - es sind vor allem die kleinen Dinge, die einen besonderen Wert darstellen.
Das Versand-Business
Die Zeit war wunderschön, aber sie ist vorbei! Über ein Jahrzehnt lang habe ich unzählige 1210er (Technics Plattenspieler) und Disco-Mischpulte verkauft, war europaweit der stärkste Numark-, Vestax- Stanton-, Ortofon- und Gemini-Dealer und erzielte regelmäßig siebenstellige Jahresumsätze; nur fand ich nicht die Zeit, im Sommer mal baden zu gehen, mit Freunden ein Eis zu essen, oder im Supermarkt einzukaufen.
Irgendwann Mitte 1997 hatte ich keinen Bock mehr, denn die Kunden wurden immer dreister — wollten nur noch supergünstige "immer weiter reduzierte" Preise, kostenlose Ersatzfader als Zugabe, und eine immer währende Garantie auf 300 Mark Mischpulte; dann wurde mir auch bewusst, dass sich meine Aufgabe erledigt hat.
Jeden übereifrigen Senkrechtstarter ereilt irgendwann dieses berühmte Burn-out-Syndrom, dass der Stress zum kollabieren bringt - denn nichts bleibt ohne Wirkung im Leben! Arbeit soll in erster Linie Spaß machen und spannend sein. Solange eine gewisse Neugierde bleibt, ist es eine fabelhafte Angelegenheit. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, zum richtigen Zeitpunkt auszusteigen. Klar hab ich Kohle gescheffelt in dieser Zeit, aber ich möchte nicht Gefangener, sondern Nutznießer meines Erfolgs sein. Heute weiß ich - ich war mein bester Sklave!
Den "Segerer Media Versand" gibt es noch immer; die Umsatzzahlen sind nahezu bedeutungslos geworden, denn dieses weit verbreitete "höher-schneller-weiter" existiert nicht mehr in meinem Schädel.
Die ewigen Preisanfragen der Schnäppchenjäger gehen mir extrem auf den Nerv. Bei uns ist persönliche Individualität angesagt, denn wir bedienen keinen Massenmarkt.

Das Verlags-Business
Vermögensbildung im Pressebereich war natürlich nicht nur in den goldenen Wirtschaftswunder-Jahren möglich, dennoch hatten es die Urväter "Springer", "Bauer" und "Burda" bedeutend leichter, wenn sie Gespür dafür hatten, im richtigen Moment das richtige Medium auf den Markt zu bringen, da es in den Nachkriegs-Jahren kaum Konkurrenz-Blätter gab.
Nun weiß ich: "Konkurrenz belebt nicht das Geschäft!". Ich kenne Magazine, die haben mal sieben Mark (ich weiß, man rechnet in Euro) gekostet — heute liegt der Copy-Preis gerade mal bei der Hälfte, obwohl sich die Herstellungskosten in den vergangenen Jahren nahezu verdoppelt haben. Früher war es ein Verdrängungs-Wettbewerb, heute ist es ein Vernichtungs-Wettbewerb.
Jedes neue Leseangebot muss sich erst mal auf dem Markt etablieren; in unserer beschleunigten Gesellschaft, in der wir täglich gnadenlos mit überflüssigen Informationen bombardiert werden, ist das schwierig.
Mehrmals habe ich in der Vergangenheit versucht, weitere Leseangebote in meinem Verlag zu etablieren, aber in dieser Zeit scheint das kaum möglich zu sein. Die Bedürfnisse ändern sich ständig. Langfristige Planungen und Investitionen stehen deshalb außer Frage; heute dies morgen das!
Nie ging es den deutschen Zeitungen so schlecht wie heute. Innerhalb kurzer Zeit verwandelten sich kraftstrotzende Verlage in wirtschaftliche Schwächlinge, weil die Anzeigen, mit denen Verlage bis zu zwei Drittel ihrer Kosten decken, dramatisch zurückgingen. Für eine ausgeglichene Bilanz bräuchten die Verlage höhere Werbeeinnahmen. Die Diskrepanz zwischen Aufwand und Werbeerlösen steigt immer weiter.
Als Verleger muss man heute mehr denn je darauf achten, dass die Zeitung ihre Käufer findet und auf Basis guter Leserschaften ihre Anzeigenseiten verkaufen kann. Man bleibt solange im Geschäft, wie man den Werbekunden und den Lesern das richtige Produkt liefert.
Es wird sich nicht viel verändern bei uns: Fashion-Protagonisten lesen auch in wirtschaftlich gebeutelten Zeiten die MIXAGE. Wir wollen auch in Zukunft keine Größenordnung erreichen, die uns irgendwann ein bitteres Ende beschert. Egal ob Tempo, Wiener, Frontpage, Boom, Deep, Comet, Cut, Xtreme, Bad, Hotline, Dance, Network Press, Motion und unzählige andere - wir haben viele Magazine qualvoll sterben sehen; es ist anscheinend doch nicht ganz so einfach, über einen langen Zeitraum erfolgreich zu bestehen!
Fotos
Begonnen habe ich mit dem Fotografieren im Alter von sieben Jahren mit einer Kinderkamera (es war die "Porst-happy", ein absolutes Schrott-Gerät). Ein Jahr später hatte ich meine Eltern so lange genervt, bis sie mir zu Weihnachten eine Pocket-Kamera (die Agfamatic 2008 Sensor) schenkten. Diese Kamera passte, wie der Name verrät, in jede halbwegs geräumige Hosentasche.
Ab diesem Zeitpunkt war die Agfamatic immer schussbereit und ich fotografierte so ziemlich alles, was mir vor die Linse kam (Tiere, Sport- und Lastwagen, Unfallautos, Schiffe, Dieselloks, Flugzeuge u.v.m.).
Fotografieren wurde zum größten Hobby — ein teueres Laster, für einen zehnjährigen Jungen. Das gesamte Taschengeld ging drauf; ob Weihnachten oder Geburtstag — es gab immer Filme und Entwicklungsgutscheine.
Im Alter von 23 Jahren habe ich mir eine Minolta X-300i gekauft, dann hatte ich fünf Pentax-Sucherkameras (drei davon befinden sind immer noch im Einsatz), und irgendwann packte mich das totale Nikon-Fieber. Ich kaufte mir zuerst eine F-401, eine F-601, eine FX-90, und immer wenn Geld am Konto ist, kommen weitere Nikons hinzu. Die könnten mich langsam mal sponsern.
Zu Beginn der 90er Jahre fotografierte ich in Deutschland vorwiegend nationale Persönlichkeiten auf Medienpreis-Verleihungen ("Bambi", "Goldene Kamera", "Goldenes Kabel", "Grimme-Preis", "Bravo-Otto") wie Gottschalk, Jauch, Beckenbauer, Schumacher, Maske, Witt, Adorf - dazu kamen internationale Stars wie Catherine Deneuve, David Copperfield und Kevin Bacon.
Ich spezialisierte mich "nach und nach" auf das Music-Business und begleitete mit meinen Nikons oft ganze Tourneen; darunter einige Foto-Sessions mit James Brown (in Deutschland, Italien, USA), Eros Ramazotti (in Deutschland und Italien), Björk und Mariah Carey (in Frankreich), Kim Wilde, Donna Summer, ZZ Top, Tom Jones, Joaquin Cortez, und die Söhne von Bob Marley.
Ab Mitte der 90er waren es ausschließlich Black-Music Acts, wie Public Enemy, The Fugees, Wu-Tang-Clan, Coolio, Boyz II Men, Cypress Hill, P.Diddy (Puff Daddy), The Notorious B.I.G. (Biggie Smalls), Ice T, Ice Cube, Snoop Doggy Dogg, Bootsie Collins, George Clinton, Aaliyah, die ich bei meinen Aufenthalten in New York auch interviewt habe für MIXAGE.
Bis zum "30. Lebensjahr" hatte ich nicht eine müde Mark mit meinen Bildern verdient. Erst Mitte 1996, nachdem auch in den USA ein paar meiner Fotos in Zeitschriften veröffentlicht wurden, kamen einflussreiche Menschen auf mich zu, die meine Arbeiten "interessant, ehrlich, lebendig und natürlich" fanden. Sie beauftragten mich und bezahlten fortan Geld für etwas, das mir Spaß bereitet.
Vielleicht weil es der Zufall und das Schicksal so wollten, fotografiere ich seit diesem Zeitpunkt für die Automobilindustrie, für eine bekannte Fluggesellschaft, komme durch meine Bilder in Kontakt mit bekannten Models, und für namhafte Fashion-Labels lichte ich regelmäßig traumhaft schöne Frauen unter strahlend blauem Himmel am Mittelmeer ab. Meine Bilder waren all die Jahre zuvor keineswegs von minderer Qualität - irgendwann war "der Erfolg" einfach da (das hat "nur" 25 Jahre gedauert).
Zu manchen Foto-Shootings werde ich von TV-Teams begleitet. Die fliegen quer durch die Welt, um meine "Arbeit" zu dokumentieren. Da kommen Redakteure, Kamera-Leute und Ton-Assistenten ... und sie machen Interviews mit mir.
Selbst den großen Peter Lindbergh (die Nummer eins der Weltelite-Fotografen) befragte ein SAT.1-Team in Paris kürzlich nach meinen Bildern.
Die besten Arbeiten sind fast immer eine Zwangsehe von brillanter Technik und Anwesendsein. Zufall ist das A und O der Fotografie. Man kann Stunden damit verbringen, auf den richtigen Moment zu lauern, und er kommt nicht; und dann entdeckt man, dass Aufnahmen, die man einfach so knipste während man wartend herumhing, von einer Spontaneität sind, die kein noch so sorgfältig gestaltetes Bild aufweist.
Die Regel Nummer eins lautet: Aussuchen kann man den richtigen Moment nie, man kann nur darüber stolpern und hoffen, dass man gerade den Finger auf dem Auslöser hat.
Ebenso wie man "den richtigen Moment" für das Bild nicht aussuchen kann, sieht es mit dem Erfolg aus. Man kann nichts erzwingen.

Erfolg
Mein Lieblings-Autor Douglas Kennedy beschreibt es treffend, in einem seiner Bücher: "Man sollte vorweg eine der großen Wahrheiten des Lebens kapieren: Die Leute wollen Dich nur haben, wenn Du "heiß" bist! Für den Kerl, der sich abstrampelt, hat unsere Gesellschaft nur Verachtung übrig. Es ist ein Niemand, ein Versager, nur weil er verzweifelt versucht, beispielsweise einen Verleger, einen Redakteur, einen Produzenten oder Agenten zu überzeugen.
Dass auch in ihm etwas steckt, wenn er es nur beweisen dürfte, steht nicht zur Debatte. Natürlich will ihm niemand diese Chance geben. Warum sollte man einem Typen, der aus dem Nichts kommt, denn helfen?
Selbst wenn man ihn für talentiert hält, hat man in der Regel eine Heidenangst davor, dem eigenen Urteilsvermögen zu vertrauen und einen unbekannten zu fördern. Und so bleibt der Niemand ein Niemand, bis der blinde Zufall eingreift, die Tür aufgeht, das Licht hereinbricht und er im Glanz des beruflichen Erfolges erstrahlt.
Auf einmal ist das Glückskind ein großes Talent. Nun beantwortet jeder seine Anrufe, und jeder ruft ihn an. Schließlich schwebt der Heiligenschein des Erfolgs über ihm!"
Konsequentes Handeln und verfolgen der Ziele führen zwar zum Erfolg, aber die Beständigkeit, ein Unternehmen über Jahre oben zu halten, erfordert heute zudem den geschulten Umgang mit Waffen aller Art.
Ich bin nicht mit Selbstbewusstsein gesegnet, aber meine Überzeugung, dass ich viele Dinge besser mache als andere, gibt mir die Sicherheit, langfristig und gleichzeitig erfolgreich zu bestehen.
Neben der weit verbreiteten Oberflächlichkeit verlieren die erfolgreichen Führer des Managements heute oft jeglichen Respekt vor ihren Mitmenschen, denn Respekt ist eine Erfindung der Machtlosen!
Ich glaube, je mehr man in der Öffentlichkeit steht, umso mehr wird man zum Einzelgänger. Man ist umgeben von unzähligen Schleimsäcken, die in irgendeiner Form vom Erfolg profitieren möchten. Sie machen das nicht offensichtlich, aber sie tun es (höflich, aber nicht ehrlich) - von hinten durch die Brust ins Auge!
"Der Platz an der Sonne" ist in der Realität eine ziemlich einsame Gegend - manchmal gleicht er einem Schlachtfeld. Es gibt die Wölfe, und es gibt die Schafe — und Schafe werden bekanntlich gerissen!
Reichtum
"Reichtum findet im Kopf statt", sagt mein Mentor und Freund Josef Roll. Für diesen Reichtum, den die Menschenmassen da draußen meinen, muss man überdurchschnittliche, ausdauernde Höchstleistungen erbringen. Wer Fleiß, Disziplin und Intelligenz einsetzt, wird vielleicht irgendwann die fette Kohle einsacken; ob diese Reichen auch Glücklich werden, wage ich zu bezweifeln.
Reichtum ist für mich Gesundheit, natürlich auch die meiner Familie und meiner Freunde, gutes Essen, ein gemütliches heißes Bad, die Kommunikation mit intelligenten Wesen. Wenn ich mit meinem kleinen Promenaden-Mischling "Tobi" in Pesaro durch den Pinien-Wald spaziere, dann ist das form vollendeter Reichtum. Der Hund freut sich unbeschreiblich über meine Anwesenheit — und ich weiß das zu schätzen. Es macht mich glücklich — und kein Geld der Welt könnte dieses Gefühl übertrumpfen.
Was all diese "vom-großen-Geld-Träumer" zudem nicht wissen (wollen), ist, dass ein erfolgreicher Unternehmer wenig, bis gar keine Zeit zum Entspannen hat. Auch wenn er hundemüde ist, kommt er "nicht mehr runter", wie man auf Psycho-Deutsch sagt. Diese Art von Leben ist nicht beneidenswert.
Ich lasse mich heute in erster Linie von meinen Gefühlen treiben und leiten, nicht von einem Gehaltszettel mit aufgedruckten Zahlen.
Mediale Trennkost
Ich erinnere mich an einen Artikel von Reinhold Beckmann in Die Zeit, in dem er es auf den Punkt bringt: "Es ist beängstigend, wie die Halbwertszeit von gespeicherten Informationen schrumpft. Resistierender Informationsmüll legt sich dagegen wie Mehltau auf die letzten freien Gehirnpartien. Man kann Bilder gar nicht so schnell aufnehmen, wie man sich wieder davon befreien möchte."
Wenn ich mir beispielsweise die dreilagigen Börsenkurs-Laufbänder zu Gemüte führe, die von links nach rechts, sowie von rechts nach links in verschiedenen Geschwindigkeiten über den Bildschirm donnern, dann wünsche ich mir, dass das geliebte Fernsehgerät mit sofortiger Wirkung den Geist aufgibt. Mich macht Fernsehen depressiv. Verständlicher formuliert: Fernsehen ist meiner Ansicht nach "die allgemeine Enthirnung!" Alfred Biolek sagte schon vor zehn Jahren, "je gebildeter die Menschen sind, desto weniger sehen sie fern."
Das Vorführen von Einzelschicksalen zur Befriedigung voyeuristischer Triebtäter ist ziemlich lau auf Dauer. Deutsches Fernsehen präsentiert sich schon seit Jahren als Spiegel einer völlig ungeistigen Zeit. Ungeschminkt sehen wir "Deutschland ganz unten", denn es gibt längst keine Tabuthemen mehr, nur noch Promi- und Prolo-Gesülze in einer Endlosschleife.
24 Stunden Rederunden als Familienersatz für vereinsamte Menschen und Arbeitslose. Kein halbwegs vernünftiger Zeitgenosse kann das unbeschadet überstehen, geschweige denn "ertragen". Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen "intellektuell" nicht sehr beweglich sind, in unserem Land.
Deshalb habe ich mein TV-Gerät verschenkt und auf das Radio im Auto verzichte ich ebenso. Diese ewigen Dödel-Phrasen und die grausigen Moderatoren der Lokalsender sind eine Zumutung. Sie plappern sich durch die Sendungen und machen mich krank. Für Staumeldungen gibt es intelligente Navigations-Systeme, die einen akustisch ganz dezent informieren — damit kann ich leben.
Die Wärme wird heute übertönt von Straßenlärm, Gekreische, gequältem Gedudel aus schnarrenden Lautsprechern. Unser bewusstes Leben bleibt im Chaos (das in unseren Köpfen herrscht) auf der Strecke und macht uns taub für unausgesprochene Worte. Wovor ich am meisten Angst habe, ist die immer schneller vorangehende Verschiebung der moralischen Grenzen, die wir Menschen selbst setzen.
Materialismus und Oberflächlichkeit sind zu Volksseuchen geworden, die uns täglich im Alltag umgeben; es existiert soviel Unrat auf der Welt — man sollte einfach versuchen, nicht ein Teil davon zu werden.
Mediale Trennkost ist notwendig in Zeiten, wo die endlose Ruhe nirgendwo mehr vorzufinden ist. Manchmal wünsche ich mir den totalen Stillstand!
Abschalten
Es gibt immer mehr Tage im Leben, an denen es nichts zu gewinnen gibt! Da es folgerichtig auch nichts zu verlieren gibt, beschließe ich, die Jalousien zu schließen.
Ich stelle das Telefon lautlos, schalte den Computer ab und werfe mich auf mein kuscheliges Schaf-Fell.
Ich will mich nicht vom Fleck bewegen, völlig egal, ob ich unrasiert bin oder meine Haarpracht einem türkischen Flussbisam gleicht. Ich bin dann endlich wieder "mit mir selbst allein" und "zuhause angekommen"!
Das ist verdammt wichtig zu gegebener Zeit und in dieser Epoche der Geschichte auch "formvollendeter Luxus" für mich! Wie schön es doch ist, in Ruhe ein gutes Buch zu lesen, oder ein harmonisches Gespräch mit interessanten Menschen zu führen.
Grundsätzlich habe ich nichts gegen Gesellschaft einzuwenden - nur dann, wenn sie in Massen auftritt.
Viele Menschen lieben es, in der Menge zu baden und ein Teil dieser Masse zu sein. Ich bevorzuge die Distanz; dass ist purer Genuss.
Glück
Das Glück hat kein Maß! Wenn es mir gut geht, brauche ich wenig, um glücklich zu sein. Ich lebe gerne für den Moment, für den "Augenblick"!
Menschen die rundum Gesund sind, einer halbwegs vernünftigen Arbeit nachgehen und somit über regelmäßiges Einkommen verfügen, sollten in der Regel auch glücklich und zufrieden sein — von wenigen Ausnahmen mal abgesehen (Familientragödien, etc.).
Wenn ich am Strand sitze und die Brandung beobachte, dann macht mich das glücklich (nicht immer, aber häufig). Ebenso wie ein gutes Gespräch, der Spaziergang mit dem Hund, das Hören guter Musik im geeigneten Ambiente, eine Live-Session mit James Brown und seiner exzellenten Band ... und viele Kleinigkeiten, die nur höchstselten von Materialismus geprägt sind. Vielleicht sind das auch die Vorteile des "schöngeistigen" Denkens.
Man sollte sich darüber bewusst sein, wer man wirklich ist, und wer man sein möchte. Zufriedenheit ist ja nicht an Quantität gekoppelt. Ich hatte eine glückliche Kindheit und bin in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen — vielleicht ist dass der Schlüssel.
In einer Welt des Überflusses können viele Menschen leider nicht mehr genießen. Die "Kohlen" haben wenig mit Glück zu tun (finanzielle Unabhängigkeit bringt natürlich auch einen gewissen Glückszustand). Man sagt, wer sich nicht gerne von seinem Geld trennt, besitzt es nicht, sondern es besitzt ihn. Ich glaube, viel wichtiger als Geld, sind Träume und Ideale.
Luxus
Was das Leben im allgemeinen "lebenswert" macht, sind keine materiellen Dinge, sondern immaterielle. Wie ich vorher schon betont habe - ich liebe die Brandung am Meer.
Diese Brandung ist deshalb Luxus für mich, da ich nicht einfach vom Schreibtisch aufstehe, und mich auf die Brandung zu bewege. Zuerst muss ich ein Flugzeug besteigen. Um zum Flughafen zu gelangen, benötige ich ein Transportmittel. Um dieses manövrierfähig zu machen, muss es vorher betankt werden.
Luxuriös ist das allemal, denn die Zeit, die ich an dieser Brandung verbringe, ist außerordentlich kostbar für mich, als Unternehmer. Ich kann mir ja ausrechnen, wie viel Euro mir pro Stunde verloren gehen, wenn ich nicht hinter meinem Schreibtisch im Büro sitze und maloche.
Ein Ökonom würde somit behaupten, dass ihm dadurch eine bestimmte Summe am Ende des Monats fehlt, weil er an dieser schönen Brandung seine Zeit verbracht hat. Er trägt Luxus im quantitativen Sinne.
Güter sind im Verhältnis zur Zeit übrigens viel weniger Wert als früher!
Auf den materiellen Luxus werden in Zukunft (in anbetracht der wirtschaftlichen Situation) wohl immer mehr Menschen verzichten müssen. Selbstverständlich ist es schön, wenn man sich ein paar seiner Träume ("mein Auto, mein Haus, mein Pferd, meine Pferdepflegerin") erfüllen kann — aber diese Form von Luxus ist nicht immer erstrebenswert.
Ich habe einige exklusive Autos gefahren in den vergangenen Jahren, aber auch ein einfacher "Golf" bringt mich bequem ans Ziel meiner bescheidenen Träume. Der braucht weniger Sprit, kostet weniger Versicherung und Steuer ... und die Gefahr, dass mir dieses Gefährt ein "Neider" verkratzt, ist eher gering. Und anstelle des 5-Sterne Hotels kann man zur Abwechslung auch mal im Etap (reduce to the max) nächtigen.
Ein altes Sprichwort sagt: "Es ist nicht wichtig woher Du kommst, sondern wohin Du gehst"; vor allem ist es wichtig "wie" man geht.
Freunde und Sympathie
Vorweg: Da gibt es Menschen, die behaupten, ich sei ein "Misanthrop" (Menschenfeind), nur weil ich mich nicht vom Strudel der gesellschaftlichen Ereignisse mitreißen lasse. Ich gestehe, dass ich keine Ambitionen verspüre, Teil einer Gruppe zu sein, weil ich diese Form der gezwungenen Geselligkeit ziemlich lästig empfinde. Ich mag weder Geburtstage noch Hochzeiten, und ich hasse auch Silvester samt Rakten-Bullshit.
Wenn ich unter Freunden bin, und die Atmosphäre ungezwungen ist, fühle ich mich wohl und "bin ich selbst"; ob mich eine Gruppe unbekannter Menschen sympathisch findet oder nicht, ist mir völlig egal. Ich bin weder ein Selbstdarsteller, noch Pausenclown oder Entertainer.
Ich hasse seichtes Mainstream-Gebabbel und "always ultra"-freundliche Fressen. Da stehe ich mehr auf Menschen, die "innerlich reich" sind und das Leben intensiv genießen (unauffällige Charaktere, die nicht im Vordergrund agieren).
Meine engsten Freunde (Christian, mein erster Angestellter, seit 1995 als Musikproduzent in New York und mein Mentor Josef, Dozent für Kunst an der Uni Regensburg und Kunstakademie in München) sind voller Esprit, Lebensfreude und Visionen. Das sind Zeitgenossen, die jede Menge positiver Energie verstreuen. Menschen, die es nicht abwarten können, mir etwas mitzuteilen. Das sind Jäger, die ihre Beute lieben und sie mit mir teilen möchten. Jedes mal wenn sie eine neue Entdeckung präsentieren, fühle ich mich als ebenbürtiger Jäger und Sammler.
Das sind keine Stoffdealer, aber "sie brennen" und deshalb können sie "entzünden". Ein aufmerksamer, wissbegieriger Zuhörer, kann davon nicht genug bekommen.
Sie sind teilweise auch "Verweigerer", die den Kommerz hassen und sich in einem ganz bestimmten kulturellen Umfeld bewegen, das vielen Menschen auf immer und ewig verborgen bleibt, weil man Empfindungen nicht deuten kann. Es geht in der Regel um Musik, Literatur, Wortspiele und um Bilder, die keineswegs für den Massenkonsum bestimmt sind. Daraus resultieren Impressionen, die man der breiten Bevölkerung nicht nahe legen kann.
Das ist nicht arrogant, denn vermutlich wissen 99% unserer Bevölkerung wesentlich mehr über Fußball, TV-Serienstars und andere Dinge zu erzählen, wie all meine Freunde zusammen. Der springende Punkt ist, dass sich solche Protagonisten nicht im Strom der Masse bilden, sondern ihre Erfahrungen auf ganz anderen Wegen (und Umwegen) sammeln.
Diese besagten Freunde sind "Schöngeister", die anders ticken, anders handeln, und vielleicht lieber in einem verrosteten Alfa Romeo durch die Gegend düsen, als in einer Luxuslimousine. Sie sind ebenso wie ich "detail verliebte Narren"; also harmlose Narren, die sich freuen, wenn sie in Ruhe gelassen werden und lediglich das nötige Verständnis von der Außenwelt erwarten — keinesfalls Anerkennung.
Ihr Wissen ist nicht profitabel, denn Individualisten leben nicht um reich zu werden. Sie sind Glücklich in ihrem Umfeld und lassen den Rest der Menschheit in Frieden leben. Es sind keine Spießbürger, die dem Nachbarn die Polizei an den Hals hetzen, nur weil der mit seinem Auto im Halteverbot parkt.
Es interessiert sie nicht, ob Dieter Bohlen demnächst noch zehn erfolgreiche Bücher oder weitere fünfzig Modern Talking - Alben auf den Markt bringt, und es juckt sie auch nicht im geringsten, ob Bayern München wieder deutscher Meister wird, oder irgendwann mal in die Kreisliga absteigt.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass ich es als außerordentliches Privileg empfinde, wenn ein paar Menschen in meinem Umfeld anders denken und sich austauschen können. Das ist harmlos, unspektakulär, macht mir eine enorme Freude, bringt mir neue Schaffenskraft und Energie, tiefe Verbundenheit und Wissen, über dass ich verfüge, auch wenn ich es nie profitabel einsetzen oder vermarkten werde.
Egal ... wir leben im JETZT, und mit seinen Freunden darf man sich doch freuen!

Markus Guentner
Es ist schon ziemlich eigenartig, dass aus dem verschlafenen Regensburg auch außergewöhnlich begabte Menschen stammen, die absolut nichts mit dem Kommerz unserer Mainstream-Gesellschaft am Hut haben. Neben Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, dem mehrfachen Rally-Weltmeister Walter Röhrl ist nun Markus Guentner die Nummer drei aus der bayerischen Domstadt, dem ein weltweiter Ruhm bevor steht.
Als Misanthrop und "Feind der ländlichen Masse" gebrandmarkt, bin ich als Verfasser dieser Textzeilen solchen musisch begabten Typen immer wieder vereinzelt begegnet in Regensburg.
Ich möchte in meiner Einleitung deshalb auch kurz über DJ Jocy und Chris Loot berichten, die ebenso wie Markus Guentner einen Welt-Kulturförderpreis erhalten sollten:
Der erste im Bunde war DJ Jocy (vormals S.J. Smooth, bürgerlich Joachim Schulz), den ich seit 1988 kenne und verehre. Er hat eine Verbindung zu den Turntables, als hätte er sie erfunden. Er machte Platten, war häufig im Studio Anfang der 90er und mit einem Act der BMG Ariola auf Europa-Tour. Seit Mitte der 90er lebt er in Hamburg und doziert an der Uni Marburg. Mit Musik hat er nichts mehr am Hut, weil die vielen Dumpfbacken da draußen seinen anspruchsvollen Sound nicht verstehen!
Eine weitere Ausnahme-Erscheinung ist mein langjähriger Freund und Mixage-Berichterstatter Chris Loot (vormals DJ XTA-C, bürgerlich Christian Ludwig), den ich seit mehr als 14 Jahre kenne. Seine ersten Remixe für BVSMP ("I Need You", "Anytime", "Be Gentle") aus Miami machte er mit Anfang 20.
Er flog mit mir 1995 zur Geburtstags-Party von Puff Daddy nach New York und lebt seither auf Long Island. Chris Loot treibt sein tägliches Unwesen hinter den Reglern im Studio und ist für mich mit großem Abstand der beste HipHop-DJ des Planeten. Dieser Typ produziert derart geniale Beats, dass selbst mir die passenden Worte fehlen. Auch er hat mit Vermarktung nichts am Hut und hasst den billigen Kommerz wie die Pest. Er ist so, wie HipHop eigentlich sein sollte — nämlich "real"!
Kandidat "3" der musischen Ausnahme-Talente aus Regensburg, ist Markus Guentner, geboren am 15.4.1981 !
Im zarten Alter von fünf Jahren bekam er von seinen Eltern als Geschenk einen Radio mit Cassetten-Recorder. Es gab zu jener Zeit keinen Freitag, an dem der kleine Markus nicht "Die Schlager der Woche" (B3, Bayerischer Rundfunk) aufgenommen hat.
Da die Liebe zur Musik immer größer wurde, schenkten ihm seine Eltern im Alter von acht Jahren den ersten eigenen Plattenspieler ... und sein erstes Album in der Sammlung stammte von Madonna.
Mit 13 Jahren kam langsam die Begeisterung zur elektronischen Musik. Bereits ein Jahr später standen zwei Direct-Drive Turntables und ein Mixer im Kinderzimmer ... und so konnten (durften / mussten) sich die Eltern bereits früh mit lautem Techno-Sound auseinandersetzen. Die erste Maxi aus diesem Bereich (Lfo vs. Fuse, "Loop") lief, bis der Putz von der Mauer bröckelte.
Kurze Zeit später (mit 15 !!!) präsentierte Markus die geballte Ladung seiner Skills der Regensburger Öffentlichkeit. Zuerst im "Club Schimmerlos" (Sudhaus), dann im "Fürstenhof", im Club "Neue Heimat", in der "Suite 15" und in der "Filmbühne".
Schon damals stand für ihn fest, dass es keinen Sinn macht, jahrelang die Schulbank zu drücken, weil es für seine Fähigkeiten weder einen Lehrmeister, noch ein Studium gibt.
Markus Guentner kann keine Noten lesen und braucht das auch nicht zu können ... denn er hat verdammt gute Ohren und darüber hinaus einen ausgeprägten Sinn für Harmonien und Sounds, die er zu Hause am Computer bearbeitet.
Vier Jahre nach seinem ersten öffentlichen Auftritt als D.J. kam im Mai 2000 sein erstes Stück auf die Maxi-Compilation "Gemeinschaftspraxis" von Festplatten Records.
Danach wurde die Ambient-Produktion "Regensburg" auf Kompakt Records veröffentlicht und die Produktion "Äpfel und Birnen" folgte wieder bei Festplatten (im Oktober 2000).
Im Februar 2001 waren "Regensburg" und "Pilot" auf der Kompakt-Compilation "Pop Ambient 2001" zu hören. Seine erste Veröffentlichung auf WARE kam im Juli 2001 in den Handel.
Inzwischen kann Markus Guentner mit seinen 21 Lenzen auf ein eigenes Album (Kompakt Records) und fünf Maxis zurückblicken. Seine Tracks sind des weiteren auf 11 Compilations zu hören. Auch Universal Records und EFA Berlin dürfen sich freuen, über den Newcomer Markus Guentner, der längst bewiesen hat, dass er nicht zu den bedeutungslosen Eintagsfliegen gehört.
Heute steht er nur noch selten hinter den Schnelldrehern in Regensburg (manchmal noch in der "Suite 15", da place to be every friday in r-town), denn angesagte Clubs wie der Tresor in Berlin, das Ultraschall in München, oder Szene-Läden von Köln bis Genf wissen das Können eines Markus Guentner wenigstens zu würdigen.
Auch Sven Väth hat die Qualitäten von Markus Guentner längst erkannt. Auf seiner Compilation "Sound Of The Second Season" ist ein Hidden-Track von Guentner enthalten. Beim letzten Regensburg-Besuch waren die beiden auch gemeinsam Abendessen.
Aber Resonanz kommt nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den USA, China und Kanada.
In Kanada, wo Guentner auch auf einer erfolgreichen Mix-Compilation vertreten ist, bezeichnet ihn die Fachpresse als "den Erfinder des Pop-Ambient"!
Vor kurzem hat er einen Plattenvertrag bei WEA unterschrieben. Sein neue Veröffentlichung ist ein Remake des Songs "Such A Shame" von Talk Talk. Wer nun tatsächlich glaubt, dass "the real MG" (der wahre Markus Guentner) jetzt Sell-Out produziert, liegt leider völlig daneben, denn der Typ ist absolut nicht kommerziell.
Im Februar kommt seine neue Maxi-Single in die Shops ... und im März 2003 erscheint sein zweites Album. Auf dem Vinyl sollen acht Tracks enthalten sein, auf die CD kommen zehn Tracks. Wer nicht mehr so lange warten kann, sollte sich im Internet mal schlau machen, in welchen Städten Markus Guentner hinter den Turntables zu bestaunen ist. Unter www.m-guentner.de gibt’s hoffentlich gute Nachrichten.
P.S. Da fällt mir spontan noch was ein: Falls jemand von Euch Björk rein zufällig persönlich kennt, dann sagt ihr doch bitte, dass Markus für sie gerne einen Remix machen möchte!
Jetzt reicht`s aber wirklich !!! Ein Bericht von Josef Roll
Wo Du hinguckst: Krise! Eine wirklich tiefe Niedergeschlagenheit hat unsere Zivilisation ergriffen
Ein jeder kuckt mit Sorge, denn es ist ja auch zum Kotzen. Seit November keine Sonne ... das ist noch nicht am leichtesten zu ertragen:
Kaum haben wir "shareholder-value" buchstabieren gelernt und begriffen, dass NASDAC keine Weltraumfirma, NEMAX kein Putzmittel und BLUE CHIP kein neuer Schokoriegel ist, da plötzlich verschwinden COMROAD, EM-TV und all die anderen vom Markt.
Ron Sommer kriegt den Hut, Andre Kostolanyi stirbt und keiner weiß, wer die vielen Milliarden mitgenommen hat, die wir an die freundlich beratenden Banken gezahlt hatten in der frommen Aussicht, das sauer Verdiente binnen kurzer Frist zu verdoppeln, verfünffachen. Wenn jetzt noch die Haffas freigesprochen werden, dann aber!
Die Hoffnungen, Leo Kirch könne das bräsige München zur Medienhauptstadt umbauen, sind geplatzt, trotz gigantischer Kredite durch die Bayerische Landesbank. Kein Alpen-Hollywood und keine Tausender auf dem Konto für den Auftritt in der einen oder anderen saudummen Plappershow. Dafür ist die Landeshauptstadt jetzt pleite (Vorschlag: Die könnten doch die Bayern-Spieler verkaufen, dann wäre alles gut. Aber nix. Es ist zum Heulen!).
Eine Pleite nach der anderen
Der Bausparer, Omas Sparstrumpf und die Kegelkasse sind gerade im Kamin der Börsen verschwunden, da kommt der EURO daher und völlig wehrlos dürfen wir zusehen, wie die Umtauschkurse von 2 zu 1 in den Speisekarten zu 1 zu 1 werden; ein Espresso kostet mittlerweile die gute Laune. Dann noch der CASTOR und BUSH und HUSSEIN, dann noch ein Jahrhunderthochwasser und noch eins und dazu die Nachricht, dass auch die Zahl der Zuwanderer weiter steigt und die Polizei die Honorare für Blitzfotos erhöht hat. Wenn Du Deine Seele bis hierher noch retten konntest, dann sagt Dir ein Interview in DSF, dass Kaiserlautern vielleicht das zweite Mal in die zweite Liga muss: Da werden wieder viele-viele Menschen aus diesem Ort sehr-sehr traurig sein.
Oh nein! 4 Millionen Arbeitslose hatten wir schon unter Kohl, dem Ehrenwort-Mann, aber jetzt bleibt uns der Schröder und sein Fischer und die 4 Millionen auch ... nicht auszuhalten. "Das Geld für die Renten wird knapp!" sagt der Herr Minister. Das macht aber nix, weil wir bis zum 85. Geburtstag arbeiten werden oder gar nicht, sagen wir. Der Staat hat kein Geld, die Renten-, Kranken-, Arbeitslosen-Kassen haben keins und das noch dazu, wo doch alle dauernd alles gezahlt haben, oder nicht? Wir haben auch kein Geld mehr, ist doch klar. Egal: jetzt erst mal die nächste Steuererhöhung auf alles und Weihnachtsgeldkürzung, dann sehen wir weiter. Summasummarum: Die Welt ist schlecht, wir können nicht weg und wehrlos sind wir auch. Wem schmeckt da noch der Weihnachtsbraten?
Katastrophe ist immer
Seid nicht traurig! In den 60igern fürchteten wir uns davor, auf dem Weg zum Supermarkt von russischen Panzern überrollt zu werden. In den 70igern und 80igern wussten wir nicht genau, ob wir uns lieber vor dem Polizeistaat oder den Terroristen verstecken sollten, ersatzweise durfte man sich auch vor dem Sozialismus oder einem Atomkrieg fürchten. In den 80igern starb der Wald aus und vielleicht die Wüstenkängurumaus. Ein paar Bäume stehen immer noch. Tschernobyl machte die Atombombe zur Atomwolke und nicht nur der Salat in Opas Garten strahlte. (Wer jetzt 20 ist, weiß davon nix und muss sich was Neues zum Fürchten suchen.) Mitte der 80er schaute plötzlich AIDS ums Ecke: der ONE-NIGHTER ohne Gummi war auf einmal wieder ein Abenteuer. Und dann die Klimakatastrophe: Die Eiszeit droht Europa oder die globale Erwärmung, na ja. Dann ist halt nix mit "Schifoarn" oder nur noch. Kurzum: Katastrophe ist doch immer, was soll´s. Und wenn gar nichts droht, dann hat BILD einen Kometen gesehen, der uns bald auf die Mütze haut oder der Dieter macht noch ein Buch. Habt keine Angst! Den Kometen überleben wir locker und dem Dieter sein Buch lesen wir einfach nicht. Wenn uns der Arbeitgeber nicht mehr mag, dann suchen wir uns einen neuen. Wenn wir keinen finden, gehen wir statt in die Karibik an den Baggerweiher, dort liegen auch Mädels herum. Wenn wir mehr Steuern zahlen, als wir verdienen, dann machen wir halt krank. Wenn das "Gym" seine Preise erhöht, dann gehen wir in den Sportverein, das kostet weniger. Für den Stau reicht der alte Karren locker, denn auch mit dem Maybach kriegst Du keinen Parkplatz außer auf der Autobahn. Wenn BOSS und CHANEL so teuer bleiben, dann kaufen wir halt woanders. Mit Null in der Tasche kannst Du sicher sein, dass SIE Dich liebt und nicht Deinen Kreditrahmen. Hier liegen die Lösungen!
Sparen und macht Spaß!
Das neue Konzept für das neue Glück. Ein neues Leben und viele neue Freunde! Denn es ist noch eine Menge Luft im Reifen. Wir sind noch nicht am Ende, wir legen jetzt erst richtig los!
Erster Schritt:
Spar Dir Hiobsbotschaften! Kündige sofort bei der GEZ, lass Deinen TV-Empfänger ausbauen, schmeiß Dein Radio weg und spare Dir ab sofort alle dämlichen Werbeblöcke inklusive aller schlechten Nachrichten und drögen Rätselshows. Stattdessen machst Du den Quali nach (ist auch spannend) und kaufst Dir vom Ersparten einen Videorekorder oder einen DVD-Player und tauscht fleißig mit den Nachbarn, ... natürlich auch die CD´s. Kündige Deine Zeitungsabos und nimm ein Abo von Mixage, dann sparst Du Dir den Weg zum Altpapiercontainer. Stellenanzeigen sind in der Zeitung ohnehin keine mehr und die Katastrophen erzählen sie Dir sowieso im Bus. Kauf keinen Müll mehr, den Du wegwirfst, zieh Deinen Style durch und halt den Kleiderschrank knapp, aber aktuell. Sei da stur! Dann kannst Du die kleinere Mülltonne buchen und sparst schon wieder!
Zweiter Schritt:
Tauschen statt Kaufen. So geht´s: Kauf Dir keine Bohrmaschine und keine Digitalkamera und keinen Gartenhäxsler. Daran verdient nur der Zwischenhandel viel und fernlebende Menschen, die Du noch nicht mal kennst. Bitte stattdessen Deinen Nachbarn, gegen Abspülen oder Autowaschen, die drei Löcher zu bohren, die Du brauchst. Tausche Deine Arbeitskraft gegen die anderer. Dann zahlt Ihr beide keine Steuern! Und frag ihn bei der Gelegenheit gleich, ob er Dir im Tausch das Video und die neue "Blackalicious" leiht. Und für Deine drei Aktfotos tut´s die alte Spiegelreflex auch. Lache über die Mehrwertsteuer!
Dritter Schritt:
Kultur statt Konsum. Geh in die Ausstellung und nicht ins Kino. Da ist es hell genug, um die Damen zu sehen, die den Picasso mit Dir teilen. Frag sie, ob sie einen guten Malkurs wissen, vielleicht "geht" was!
Lern kochen! Hol die Süße ab und gib ihr fünf Gänge bei Dir zu Haus, mit Nachtisch bei Bedarf. Die Wirte Deiner Stadt schenken Dir irgendwann zwei Wochen Kreta, damit Du wieder mal kommst!
Lesen wäre auch nicht schlecht, falls Du es noch kannst. Bücher sind längst billiger als eine Schachtel Kippen! Verschenk Dein Handy und schreib lieber Liebesbriefe (Porto: 56 Cent). Dann stichst Du alle SMS-ler aus und liegst noch wochenlang unter IHREM Kissen, wenn die anderen schon gelöscht sind. Und spiel nie mehr Lotto, denn da gewinnen immer die anderen!
Vierter Schritt:
Gesund und munter! Hör auf zu rauchen und verschenk Dein Auto! Dann freust Du Dich über die Benzinpreiserhöhung, sparst Dir das Parkhaus und ruinierst die Gebrauchtwagenpreise. Wenn Du arbeitslos bist, schaffst Du den Weg zum Baggerweiher auch mit dem Bike, das nimmt die hässlichen Pfunde weg und beim Gym kannst Du dann auch gleich kündigen. Die Maschine, die Deine Arbeitskraft ersetzt hat, wird dann Dinge herstellen, die Du zur Strafe gar nicht mehr brauchst, das ist Deine Rache - genieße sie! Sollen sie´s doch exportieren, das Zeug!
Neues Jahr, neues Glück!
So wird dann Dein 2003: Du wirst gesünder und fitter sein als 2002, mehr Freizeit haben, die weniger kostet (nur knappe Freizeit ist sehr-sehr teuer), Du bist sexier als alle Auto-Leasing-Raten zusammen und hast mit Deiner Mixage alle Mode-Argumente auf Deiner Seite. Die Nachbarn kennst Du dann endlich beim Vornamen und beim Tauschen von Arbeit und Videos wird Dir langsam klar, dass Deine erste Ausstellung im Museum ansteht, denn die Bilder vom Baggerweiher und Deine Aktgemälde sind mittlerweile doch recht viele geworden. Deine Kochkunst macht Dir zweimal die Woche die Bude voll (dafür bist Du fünfmal die Woche woanders eingeladen). Die öden Wirte und Türsteher hast Du alle vergessen. Die Schnepfe, die Dich wegen dem Billigurlaub verlassen hat, hast Du längst gegen eine Jüngere eingetauscht, die mit dem Schlafsack zufrieden ist und nicht auf vier Sterne besteht.
Schlechte Nachrichten? Kaum mehr. Ab und an geht einer verloren, ... traurig, ja, ... aber vielleicht erbst Du eine Bohrmaschine!

Tragt Schutzbrillen! Ein Bericht von Josef Roll
Wir erklären Euch heute, wie man(n) den Frühling überlebt:
Es ist nicht zum Aushalten! Das Leben kehrt zurück und Frühling wird´s.
Das dumpfe Stampfen der Winterstiefel hat ein Ende und die Seele wieder ihre geliebte Unruhe, denn das geliebte Stöckelwild zeigt sich auf den Plätzen und vor den Schaufenstern.
Frösteln, frieren, Tee trinken? Vorbei!
Halsweh, Nebenhöhlen zu, Fußgips? Vorbei!
Und vor allem: Mies gelaunte Kugelhaufen aus Schurwolle im leisen Geruch nach Mottenkugeln: Vorbei!
Die Elfen, die Feen und die bösen Zauberinnen haben in geheimer Abstimmung beschlossen, die gefütterten gegen die durchsichtigen Teile einzutauschen und die Suppe wieder heiß zu machen. Einige Helden werden sich die gierigen Lippen verbrennen, und nicht nur das, soviel ist sicher. Jetzt heißt es "Augen auf" und am besten gleich wieder zu. Nicht lang hinschauen! Mann hat nämlich nichts zu lachen, Mann ist in allergrößter Gefahr.
Mutter Sonne, unser geliebtes Zentralgestirn, bruzzelt uns den Scheitel und bringt die endokrinen Drüsen auf Hochtouren. Hormone rasen herum und ersetzen Vernunft durch Instinkt. Die Verhaltensbiologie übernimmt völlig das Ruder, die Psychologie ist außen vor und Triebe regieren. Herzschmerz droht an jeder Ecke.
Bleibt im Schatten, Männer!
Zuviel Sonne macht kompromissbereit! Am Ende steht der verflixte Offenbarungseid vor dem Standesamt. Bleibt deshalb im Schatten!
Geht nur nachts aus! Und wenn es gar nicht anders geht: tragt dunkle Schutzbrillen! Minutenlanges Glotzen auf feminine Hautflächen führt zur völligen Verblödung, die man leider am (ungeschützten) Blick erkennt.
Wenn ich an das letzte Frühjahr denke, wird mir noch ganz zweierlei. Als uns die Mode mit viel Haut bedrohte, hofften die selbst ernannten Fachmänner im Angstschweiß auf die Rückkehr der Langröcke und der Hochgeschlossenen, aber der Durchblick der diesjährigen Szene lässt uns wenig Aussicht und viel zu viel Durchsicht, denn SIE geht mit noch weniger.
Seid deshalb ritterlich! Wenn Oskar Wilde recht hat, erkennt man den Grad der Verzweiflung einer Frau an der Menge Stoff, die sie weglässt. Also nehmt das Handy und die Scheckkarten aus der Tasche und leiht "IHNEN" Eure Lee-Jackets damit "SIE" den Bauch, das Brustbein und was sonst bedecken können.
Sprecht mit "IHNEN" über ihre Verzweiflung. Spendet Trost!
In diesen Zeiten muss eine Frau einen Mann ernähren können, wenn sie etwas von ihm will, denn das Leben in Luxus kostet auch ihn eine Menge.
Macht "IHNEN" Mut zur Karriere! Lieber Staatsexamen als Nabelpiercing oder Schambein-Tattoo!
Vergesst nicht: Nach dem 4. Theorem der Hautflächenbedeckung steht die Menge der sichtbaren Haut im umgekehrten Wert zum Bildungsabschluss. Für den Nicht-Mathematiker: wenn SIE fast nackt ist, hält sie mit Sicherheit die PISA-Studie für ein Fitness-Zentrum. Oder glaubt allen Ernstes, "wenn alle Deutschen Bayern wären, wären wir so gut wie die Finnen". (Kein Wunder übrigens, dass die Finnen klug sind, denn dort tragen die ganzjährig Daunen).
Härtet Euch ab!
Achtet auf Eure Kopfdrehungsfrequenz! Häufige Drehungen führen zum HWS-Syndrom, einer fürchterlich schmerzhaften Zerscheuerung der Halswirbel, auch bekannt als "Mauergekko". Wer zu oft seinen Kopf schnell und ruckartig dreht wie ein Gekko, ist in hoher Gefahr. Die Halswirbel gehen kaputt und ER verrät seine Bereitschaft und seine Wahllosigkeit.
Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht, wer immer zu allem bereit ist, interessiert nicht.
Wenn Du jeder Fliege hinterherglotzt, kränkst Du den Stolz der Einen, der Einzigen.
Da hat SIE recht, wenn SIE Dich verachtet für Deine Unruhe. Also schau nicht hin, wenn Du Deine Schutzbrille vergessen hast, denn wenn Du hinschaust, wohin auch immer, hast Du verloren.
Ein sicherer Weg gegen eine furchtbare "Hautallergie" (mit grausamen Neben- und Nachwirkungen) ist die regelmäßige und mehrfache Lektüre der "MIXAGE" oder ersatzweise ähnlicher Blätter, damit Ihr Euch rechtzeitig an die Trends gewöhnt.
Versucht, Euch an die Labels der Klamotten zu erinnern und besprecht untereinander Detaillösungen wie Saumnähte, Verschlüsse oder Farbstellungen. Das lenkt ab und schärft den Blick für die Nebensachen.
Das härtet Euch ab. Nur wer die Frau hinter dem Fummel vergisst, hat eine reelle Chance, den Frühling zu überleben. Und kann dann den rettenden Baggerweiher, das Freibad oder das Mittelmeer erreichen, um die Hitze im Kopf schadlos zu kühlen und alle störenden Ausragungen auf eine harmlose Größe herunterzuschrumpeln, ohne in die Kältestarre zu kippen.
Aber wenn es Euch richtig schlecht geht:
Schaut Fußball, spielt Karten oder bastelt an Euren 70iger-Jahre-Gefährten herum!
Das hilft immer!

Back in the days
mixage vor 10 Jahren ... im April 1992
Einige Leser haben in jüngster Vergangenheit den Wunsch nach einer solchen Rubrik geäußert ... und jetzt bekommt ihr sie auch!
Mitte April 1992 kam unsere Ausgabe 19 in den Pressehandel (in Deutschland, Österreich und der Schweiz). Die "mixage" erschien zehnmal pro Jahr ... und unsere Leser waren (wie heute) Fashion- und Music-Freaks! Der Seitenumfang lag bei 48 Seiten; das Heft war damals noch nicht durchgehend farbig, aber es war auf dem besten Weg dorthin.
Unser rasender Berichterstatter Paolo Montagni besuchte `AMG` ("Bitch betta have my money") in Los Angeles, die kleine Shanice ("I Love Your Smile"), KRS und Scott La Rock, sowie Naughty By Nature ... und machte geniale Interviews.
Ich war damals (wie heute) oft und regelmäßig in Bella Italia mit meinem langjährigen Berichterstatter Christian Ludwig (der lebt seit 1995 in New York) und führte Interviews mit dem amtierenden DMC-Champion DJ Trip (der starb kurze Zeit später bei einem Verkehrsunfall; R.I.P.) und dem TV-Moderator, D.J. und Breakdancer Master Freez. Des weiteren war ich in der Jury der Miss Germany Corporation und bewertete schöne Mädels auf einem Blatt Papier; eine Tätigkeit, die ich nie mochte.
In unserer Rubrik Zeit-Punkt (den Namen hat uns später ein TV-Sender geklaut) berichteten wir über die neuen Swatch-Uhren, Reebok, Puma-Schuhe, über die Jeans-Marken H.I.S. und Levi`s, sowie über Werbeaktivitäten von Pepsi und deren Sponsorship mit Michael Jackson, Ray Charles, Madonna, MC Hammer und dem tschechischen Model Daniela Pestova.
Schon damals wurden wir von unseren Mitbewerbern unterschätzt, denn das Motto "Trommeln gehört zum Handwerk" war nie unser Ding!
Die langjährigen Szene-Blätter "Tempo" (Jahreszeiten Verlag) und "Wiener" (Bauer Verlag) wurden eingestellt (dafür kamen die heute noch aktiven TV-Sender "Viva" und "MTV" auf deutsche Bildschirme).
Das Musik-Blatt "Network Press" (unser einziger Mitbewerber) versuchte mit allen Mitteln, unser hart aufgebautes Image zu zerstören. Man drohte und kämpfte gegen uns ... aber wir hatten nach 19 Ausgaben eindeutig die Nase vorn. Bereits das zweite Jahr in Folge erreichten wir siebenstellige Jahresumsätze und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die Konkurrenz aus dem hohen Norden Konkurs anmelden musste; der kleine David aus Regensburg hatte den großen Goliath aus Hamburg geschlagen; eindeutiges "knock out" in Runde 19!
Der damalige Chefredakteur der "absoluten Musikzeitung" (Untertitel von Network Press), der unser Blatt öffentlich als Schülerzeitung bezeichnet hatte, arbeitete nach dem freien Fall als Obstverkäufer in einem Hamburger Supermarkt. Ich bin wirklich nicht schadenfroh, aber finde das immer noch genial, denn dieser großkotzige Labersack mit Schlips und Anzug hat uns einige schlaflose Nächte beschert und die Nerven bis zum Anschlag beansprucht.
Wie wir heute wissen, kommt ein Unglück bekanntlich nicht selten allein: Noch im selben Jahr wagte unser "treuer" Musik-Berichterstatter Ralf Wolanski aus Bonn den Weg in die Selbständigkeit. Dagegen war eigentlich nichts einzuwenden, aber dem Kerl fiel nichts besseres ein, als ebenfalls ein Black-Music Magazin auf den Markt zu bringen. Es gab zwar keinen Krieg zwischen uns, aber positiv war die Stimmung nicht, denn wieder war die hart erkämpfte Monopolstellung erloschen. Das Magazin "B.A.D." (Black Arts & Dance) war etwa drei Jahre am Markt ... dann wurde es mangels Rentabilität eingestellt.
Parallel neben meinem Verlag leitete ich den `Segerer Media Versand` (über ein Jahrzehnt europaweit das umsatzstärkste Versandunternehmen der D.J. Equipment-Branche) und den CMC (Cut & Mix Club Europe, DJ Promo-Pool).
In Kooperation mit dem Sponsor Philip Morris organisierten wir alle zwei Monate die "Dance Beat Party" und holten Black-Music-Acts nach Deutschland, die man bislang nur von den Videos auf MTV kannte. Da zu jener Zeit nicht an jeder Ecke Veranstaltungen stattfanden (so wie heute), kamen zu unseren regelmäßigen Events wirklich Menschen aus allen Winkeln des Landes angereist. Wir hatten überregionale Medien-Präsenz von TV-Anstalten, Radio-Stationen, Tageszeitungen und Musik-Magazinen.
Egal ob unsere Veranstaltungen im verschlafenen Straubing (Niederbayern), in Hannover oder in Stuttgart stattfanden ... die `mixage` -Fangemeinde wurde zusehends größer und reiste an jeden, noch so unbekannten Ort.
Nachdem sich Philip Morris Ende 1992 aus dem Event-Sponsoring vollkommen zurückzog, folgte keine weitere "Dance Beat Party". Trotz der stetig steigenden Besucherzahlen in Folge, wäre es undenkbar gewesen, den hohen Standard dieser Veranstaltungen ohne Kostenbeteiligung eines Sponsoren wie Philip Morris weiter durchzuführen. Nach zähen und lang anhaltenden Verhandlungen mit einigen Großkonzernen entschlossen wir uns, das Thema "Dance Beat Party" einzufrieren ... und bis dato wurde das Thema nicht wieder aufgetaut.

Ibiza 2003
Pflicht bewusst wie wir sind, waren wir auch in diesem Jahr wieder ein paar Wochen auf Europas wichtigster Partyinsel Ibiza.
Das Strand- und Partyleben der Ibizenker war ziemlich anstrengend, denn die unzähligen Frauen raubten uns neben den ohnehin schon strapazierten Nerven auch noch den kostbaren Samen (Boris Becker ist weiß Gott kein Einzelfall).
Wir waren im Space, Amnesia, DC 10, Pacha, Konga, km5, Privilege, Bora Bora, Kumharas, Cafè del Mar, Mambo und El Divino und verbrüderten uns mit unterschiedlichsten Frauen aus aller Welt.
Wir (er)sparen uns weiteres Gesülze über Samen, Frauen, Drogen, Alkohol ... und ziehen unseren Text knallhart durch, um die Zeilen einigermaßen sinnvoll zu nutzen:
In den fetten Läden geht es in der Regel erst ab 3 Uhr los; gegen 22 Uhr trifft sich das feiernde Volk in den Bars von Ibiza-Stadt oder (wie in unserem Fall) im Bora Bora, dem legendären Strandabschnitt Platja d`en Bossa.
Bereits Nachmittags trifft sich hier das protagonistische Szene-Volk und tanzt auf der Strand-Terasse neben dem Jet-Hotel zu genialen House-Beats. Es besteht auch die Möglichkeit, am heißen Sandstrand zu liegen und Sangria zu schlürfen und den im Landeanflug befindlichen Flugzeugen zu winken (je nach Alk-Pegel).
Ab 20 Uhr kommt gewöhnlich DJ Gee und die Terrasse des Bora Bora wird bis Mitternacht zur genialsten Freiluft-Diskothek der Insel (das ist zumindest unsere Meinung). Hier kann man getrost die verbleibenden Energiereserven aufbrauchen — und wer sich nicht mehr auf den Beinen halten kann, der lässt sich bedenkenlos in den weichen Sandstrand fallen um auszuruhen.
Am Donnerstag legen bereits am Nachmittag italienische Top-DJ`s auf (u.a. Stefano Noferini), die man am Abend auch im Pacha hören kann (falls man noch "kann").
Zwei andere Läden sind noch für das Tanzen unter brennender Sonne berühmt: Das Space und das DC 10.
Das Space (ebenfalls Platja d`en Bossa) öffnet täglich zwischen 8 und 9 Uhr und schließt die Pforten so gegen 19 Uhr. Meist läuft harter Techno im finsteren Laden, aber das Highlight ist die Terrasse, auf der die Crowd zu fröhlichen House-Beats die Arme in Richtung Sonne reckt, bzw. zu den Flugzeugen (die am nahegelegenen Flughafen die Touristen "förmlich" abwerfen). Jede Maschine wird bei der Landung vom feiernden Publikum begrüßt (ebenso wie im Bora Bora und DC 10).
Das außen hellblau gestrichene DC 10, direkt an der Landebahn vom Flughafen Ibiza (an der Straße nach Ses Salines), hat laut unserer Erfahrung meist montags geöffnet (ab 6 Uhr früh) und bietet den Nachtlichtern und Nimmermüden die Möglichkeit, coole undergroundige Beats zu hören. Wer empfindliche Ohren hat, sollte das DC 10 besser meiden, denn hier ist der Fluglärm extrem, denn die Jets setzen direkt neben dem Laden zur Landung an. Die Öffnungszeiten könnt ihr am besten vor Ort erfragen.
Das Konga (ebenfalls Platja d`en Bossa) ist ein sehr finsterer Laden (man kann die schönen Mädls mit der Kamera kaum einfangen, weil der Blitz nicht ausreicht), in dem hauptsächlich Deep-House gespielt wird.
Das km5 an der Straße von Ibiza-Stadt nach Sant Josep bei km 5 ist ein sehr chilliger Ort (mit Hängematten und fetten Kissenlagern), an dem man den Sternenhimmel beobachten kann.
In dem Zusammenhang empfehlen wir auch das Kumharas am Port des Torrent (bei San Antoni), denn auch hier gibt es Hängematten und viele weiche Kissen. Das ist die absolute Traum-Location, um Sonnenuntergänge zu beobachten. Dieser Ort ist voll psychedelisch und enorm spacig. Hier fühlen sich Hippies und Ibizenker wohl, denn das Kumharas ist zum Glück noch nicht so mainstreamig wie das bekannte Café del Mar oder das danebenliegende Café Mambo.
Zurück zu den tanzbaren Beats:
Das Amnesia (in dem Sven Väth, Frank Lorber und Konsorten oft zu hören sind) liegt an der Straße zwischen Ibiza-Stadt und Sant Antoni bei km 5.
Der Laden ist cool aber für unsere weichen Ohren ein wenig zu progressiv.
Im El Devino in Ibiza-Stadt ist nicht nur der ehemalige Formel 1 — Pilot Niki Lauda Stammgast, sondern auch wir armseligen Berichterstatter. Der kleinste Superclub fasst zwar nur 1.500 Gäste, aber die Lage am exklusiven Yachthafen ist ein Traum. Auf der Terasse mit Aussicht auf die Altstadt von Ibiza gibt es den besten House-Sound weit und breit zu hören. Hier sind auch Roger Sánchez und Tom Novi öfter hinter den Turntables.
Das Eden, in der UK Säufer-Hochburg San Antoni ist auch nicht so ganz unser Fall, denn wir lieben die zierlichen Frauen mit schönem Körper. Es waren da leider nur blasse UK-Tussen ... und die haben uns tatsächlich vor die Beine gereiert (ein Mega-Abturn). Mittwochs soll es einen Retro-Abend geben mit Paul Taylor hinter den Schnelldrehern, aber wir haben einen Folgebesuch aus Sicherheitsgründen nicht gewagt.
Im Es Paradis in San Antoni, gleich neben dem Eden gleicht die Architektur einem Amphitheater. Marmor, Säulen, eine runde Tanzfläche und rundherum jede Menge Treppen, auf denen man auch tanzen kann. Das Kuppeldach gleicht einer Pyramide. Etwas kommerziell wie wir finden, denn die "Water-Parties" sind doch eher was für alkoholisierte Engländer und das Landvolk.
Riesig ist das Privilege an der Straße zwischen Ibiza-Stadt, kurz vor der Abzweigung nach Sant Antoni bei Kilometer 7.
Bis zu 10.000 Gäste passen in den Mega-Schuppen. Hier ist das Leitungswasser eklig eingefärbt, damit die Gäste guten Umsatz machen und ordentlich Getränke kaufen. Ab und zu gibt`s Live-Sex auf der Bühne - das ist ziemlich lustig!
Selbstverständlich gibt’s noch mehr auf der Party-Insel, aber das war schon mal das Wichtigste für echte Party-Freaks. Ansonsten weiterhin schön brav das Magazin mixage lesen, denn dort gibt’s regelmäßig Infos über Ibiza!
Alle Angaben wie immer ohne Gewähr! Infos zu den Öffnungszeiten und das aktuelle Nightlife-Programm gibt’s vor Ort in den einschlägigen Szene-Medien oder im Internet auf den jeweiligen Webseiten. Wir haben im Frühjahr 2003 ein paar Ibiza-Weblinks gesammelt und präsentieren sie auf www.mixage.biz

THE BEST RETRO FASHION CLUBS 2003 IN EUROPE
Music o Retro Fashion o Design o Art o Dancers o Dee Jays o Sexy Ladies o
1.)Music On The Rocks, Via Grotte dell`Incanto 51, Positano, Italy
2.) Miu Miù, Le Plaisir Uscita A14, Marotta (Pesaro / Fano), Italy
3.) Old Fashion Café, Via Alemagna 6, Palazzo Dell`Arte di Milano, Italy
4.) Pineta, Viale Romagna 66, Milano Marittima, Italy
5.) Havana Club, Via Fonderia 111, Treviso, Italy
6.) Mantra, Via Galvani 22, Rom, Italy
7.) Chalet Delle Rose, Sasso Marconi, Bologna, Italy
8.) Circus Beat Club, Via Dalmazia N 127, Brescia, Italy
9.) Babaloo, Statale Adriatica 16, Potenza Picena (Riviera del Conero), Italy
10.) Byblos, Via Pozzo Castello 24, Misano Monte (Rimini), Italy
Coole Pics von Disco-Babes findet man übrigens auch unter www.mixage-magazin.de (Model-Shootings)!

Man lebt nur einmal ... Ein Bericht von Manfred Segerer
Urbino
an einem Freitag-Nachmittag im August, kurz nach 17 Uhr
In der Januar-Ausgabe hatten wir einen Bericht über die `Provincia di Pesaro e Urbino` abgedruckt und den Lesern zu verstehen gegeben, dass in "Bella Italia" durchaus nicht überall alles "bella" ist.
Sicherlich schmecken die mediterranen Leckereien sowie die italienischen Antipasti auch in Jesolo, Garda, Rimini, Lignano oder Venedig, aber die einzigartige Perle des Landes ist noch immer frei von großen Touristen-Anstürmen und gerade deshalb so "typisch italienisch"!
Wir sprechen von Urbino, der wunderschönen Universitätsstadt, die Roger Willhelmsen in seinem Buch richtungsweisend als "schönste Stadt der Welt" bezeichnet hat.
Der antike Herrschaftssitz der Renaissance wird nicht umsonst das Athen Italiens genannt. Hier residierte der große Frederico Montefeltro und heute schicken die reichen Eltern Italiens ihre Kinder an die Uni nach Urbino.
Sicherlich bieten Milano, Rom und Bologna den BWL- oder Jura-Studenten mehr Möglichkeiten, wichtige Kontakte zu knüpfen. Aber das Paradies sucht man in den Metropolen vergebens.
Wir haben uns an einem Freitag-Nachmittag im August nach Urbino begeben, um Impressionen des Alltags mit der Kamera einzufangen. Einige unserer "People at Urbino"-Fotos erscheinen demnächst auch im Internet.
Rimini
anlässlich des "13° Festival del Fitness" im Sommer 2001
In Rimini wurde kürzlich das neue Messezentrum eingeweiht. Die erste Messe am neuen Standort im Norden der Stadt war das "Festival del Fitness". Grund genug, die "Schönen" aufzusuchen, die ihre Freizeit ganz den sportlichen Aktivitäten widmen.
Ob man die Muskelpakete "schön" oder einfach nur "abartig" findet, bleibt jedem selbst überlassen. Letztendlich haben diese Menschen eine Aufgabe gefunden, die sie in irgendeiner Form glücklich macht. So wie manche Menschen eben gerne essen, schlafen oder was auch immer, stemmen diese Freaks die fetten Hantelstangen und messen in jeder Trainingspause ihren Bizeps oder den Umfang der Waden (wieviel Arbeit tatsächlich hinter einem perfekten "durchtrainierten Body" steckt, konnten wir am eigenen Leib miterleben).
Manche der Bodybuilder, die wir in den heissen Sommertagen in Rimini kennengelernt haben, trainieren seit über 15 Jahren täglich mehrere Stunden. Damit nicht genug, denn ohne Eiweißmittel und Fruchsaftkonzentrate bleibt der gewünschte Muskelzuwachs auf der Strecke.
Die Fitness-Branche verzeichnet in Italien jährlich zweistellige Zuwächse. Vermutlich liegt es daran, dass den Menschen immer mehr Freizeit zur Verfügung steht und mit einem "perfekten" Erscheinungsbild kommt Man(n) vielleicht doch schneller an die geilen Schnecken...;-)!
Mehr "People at Rimini"-Fotos findet ihr im Netz unter www.mixage-magazin.de
Milano
anlässlich "Versace Men`s Collection" Spring / Summer 2002
"Ciao Minimalismus" lautet der Insider-Slogan der farbenfrohen und turbulenten Mailänder Fashion-Shows.
Das komplexe Leben findet ihren modischen Niederschlag in den rasanten Stilmixen. Ob Discoglam, Retro-Style oder der urbane Hippie-Look, die lautstarke Message ist der Ausdruck individueller Persönlichkeit.
Um Prada, Jil Sander und Boss ist es ruhig geworden. Es dominieren Versace, Cavalli, Dolce & Gabbana und Armani.
Alle Catwalks und Shows zu besuchen ist schon rein zeitlich gar nicht möglich, denn an einem einzigen langen Nachmittag finden bis zu 13 Shows von "wichtigen" Designern statt.
Man pickt sich also über den Zeitraum der fünf Tage die Rosinen raus (z.B. Versace, Roberto Cavalli, Dolce & Gabbana, Armani, Versus, Vivienne Westwood, Gianfranco Ferré, Miu Miu, Paul Smith, Alessandro dell´Acqua, Rocco Barocco, Sergio Rossi, Prada, Etro) und lässt sich einfach nur inspirieren von einem Leben, das mit der Realität nicht viel zu tun hat.
In Milano ist während der Veranstaltungen "jeder" wichtig, der eine dieser begehrten Eintrittskarten in der Hand hält. Auch wenn man zu Beginn solcher Tage immer wieder auf`s Neue schockiert ist, so spielt man spätestens nach zwei Tagen auch auf dieser Tastatur wie ein Profi aus einer anderen Galaxis.
Wer die Shows von Dolce & Gabbana, Versace und Cavalli besucht, ist eigentlich grundliegend informiert, denn das sind nun mal die unschlagbaren Fashion-Protagonisten unserer Zeit.
Die Bilder von Manfred Segerer zeigen "People at Versace", vor und nach der Fashion-Show in Milano. Wer mehr davon sehen möchte, bzw. auch Fotos von der Show in der Via Malipiero, der sollte einen Blick auf die Seite www.mixage-magazin.de werfen.
Pesaro
Coole Fashion-Parties in einer warmen Sommernacht
Eigentlich sind wir keine Party-Freaks, denn in Pesaro und Umgebung starten solche Events häufig erst in den frühen Morgenstunden. Wenn der große Meister "Silvano Martinotti" jedoch seine Freunde ruft, dann sollte man besser nicht "nein" sagen, denn man könnte wahrlich etwas versäumen!
Unsere Tour begann in der "Ville delle Rose", einer prachtvollen Discothek mit großzügigem Freigelände. Dort gab`s eine Modenschau, die uns weniger interessierte, denn unter den geladenen Gästen waren bildhübsche Models, die wesentlich interessanter waren, als die Mädls, die auf der runden Tanzfläche hin- und herschlenderten und die Mode einer unbekannten italienischen Designerin präsentierten.
Zwei Stunden später fuhren wir ins "Pascia" (in der benachbarten Emiglia Romana), wo unter dem Motto `defilee di moda` eine weitere Fashion-Attraktion geboten war. Als wir nach dem "Pascia" noch ins "Miu Miu" (in der Provincia di Pesaro) düsten, hatte sich die Zahl der weiblichen Gäste bereits verdoppelt. Inzwischen waren wir dem Sonnenaufgang (über dem Meer) bereits nah, die Menschen im "Miu Miu" hatten kurzerhand fast ausnahmslos Gucci-Sonnenbrillen aufgesetzt und feierten bis 10 Uhr morgens munter weiter zu genialem House-Sound der italienischen Elite-D.J.`s `Stefano Noferini` und `Ralf` (letztgenannter war auch D.J. bei der diesjährigen Fashion-Party von Roberto Cavalli in Milano).
Nachdem wir uns von einigen Babes verabschiedet hatten (die genialsten Frauen behielten wir natürlich bei uns), fuhren wir noch in das Retro-Kloster von Silvano Martinotti und feierten dort bis in die frühen Nachmittagsstunden.
Müde und erschöpft gingen wir zur Ruh ;-).
Im Nachhinein war es eine unvergessliche Nacht; fast wie ein Traum, den man sich täglich erneut herbeisehnt.
Mehr zum Thema "Babes at Pesaro" findet ihr auch unter www.mixage.biz (sucht mit Eurer rollenden Maus einfach nach den vierbeinigen Mäusen).
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